Der TSH-Wert (auch TSH basal genannt) ist der am häufigsten untersuchte Schilddrüsenwert. Er kann in jeder Arztpraxis gemessen werden, die Blut abnimmt. Wenn medizinische Laien von „dem Schilddrüsenwert“ sprechen, ist meistens der TSH-Wert gemeint.

Doch bedenken Sie: In einem Blutbild ist der TSH-Wert nicht automatisch enthalten, sondern muss beim Labor extra in Auftrag gegeben werden. Manchmal wird der TSH-Wert auch ohne konkreten Verdacht gemessen, zum Beispiel bei Gesundheits-Checks oder bei Aufenthalten im Krankenhaus.

Hallo Besucher von Google, Bing und Ecosia: Sie befinden sich im Online-Ratgeber „Schilddrüsen-Unterfunktion, Hashimoto und Hormone“ im Teil 2 zur Schilddrüsen-Diagnostik. (Der TSH-Wert wird aber auch kontrolliert, wenn jemand bereits Schilddrüsen-Medikamente nimmt – um die Behandlung geht es in Teil 3.)

Was bedeutet der TSH-Wert?

TSH ist die Abkürzung für „Thyreoidea-stimulierendes Hormon“. Es ist also ein Hormon, das die Schilddrüse (Thyreoidea) anregt, Hormone zu produzieren. (Um diese eigentlichen Schilddrüsenhormone geht es erst im nächsten Kapitel.)

Das TSH ist also genau genommen kein Schilddrüsenhormon, sondern ein Steuerhormon. Es wird im Vorderlappen der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) produziert, das heißt im Kopf. Von hier aus wird nicht nur die Schilddrüse hormonell gesteuert, sondern auch weitere Organe, die andere Hormone produzieren.

Der TSH-Wert / das TSH basal zeigt grob an, wie es um die Hormonproduktion ungefähr bestellt ist:

  • Ist der TSH-Wert zu niedrig, zeigt das eine Tendenz zur Schilddrüsenüberfunktion an (siehe Link).
  • Ist der TSH-Wert zu hoch, weist das auf eine Tendenz zur Schilddrüsenunterfunktion hin.

In beiden Fällen sollte geklärt werden, was dahinter steckt. Ein auffälliger TSH-Wert ist für sich allein noch keine vollständige Diagnose, sondern nur ein Teil des Bildes. Das gilt auch umgekehrt – ein normaler TSH-Wert schließt ein Schilddrüsenproblem nicht sicher aus (siehe unten).

Was besagt ein erhöhter TSH-Wert?

Wenn zu wenig Schilddrüsenhormone in Umlauf sind, steigt der TSH-Wert allmählich an. Oft fällt eine Unterfunktion erstmals auf, weil der TSH-Wert erhöht ist. Dieser Befund ist ein Anlass, der Sache in weiteren Untersuchungen auf den Grund zu gehen, besonders wenn Sie verdächtige Symptome haben sollten. Wenn keine Schilddrüsenkrankheit gefunden wurde und Sie auch nicht unter Beschwerden leiden, muss ein leicht erhöhter TSH-Wert nicht behandelt werden.

In Einzelfällen kommt es nämlich auch bei Gesunden vor, dass dieser Wert mal nach oben ausschlägt, zum Beispiel nach Schlafmangel oder Jetlag – der TSH-Wert ist nicht unfehlbar. Hinzu kommt, dass die TSH-Ausschüttung im Tageslauf nicht gleichmäßig abläuft: Der TSH-Wert ist morgens am höchsten.

Wie genau zeigt der TSH-Wert eine Unterfunktion an?

Der TSH-Wert ist erhöht, wenn er über dem dem Normalbereich liegt. Doch welcher Wertebereich ist beim TSH-Wert als normal definiert? Der Normalbereich des TSH-Werts liegt bei 0,3 bis 2,5 mU/l, wenn man sich auf solche Studien stützt, die mit den Blutwerten gesunder und erwachsener Menschen arbeiten und die Schilddrüsenkranken beiseite lassen. Für Frauen und Männer gelten dieselben Referenzbereiche.

Eine TSH-Obergrenze von 2,5 hat sich aber nicht in jedem Labor durchgesetzt, weil es auch ab und zu vorkommt, dass gesunde Menschen höhere TSH-Werte aufweisen. Folglich sind auch noch weiter gefasste Normalbereiche in Umlauf (z. B. 0,3 bis 4,2). Da der TSH-Wert den Übergang zur Unterfunktion ohnehin nicht exakt anzeigen kann, hat manches Labor einen Graubereich für die Obergrenze definiert (z.B. für TSH-Werte von 2,5 bis 4). Die TSH-Messergebnisse können von Labor zu Labor etwas abweichen und sind deshalb nur provisorisch vergleichbar. Die Einheit des TSH-Werts ist immer mU/l.

Was folgt aus den verschiedenen TSH-Obergrenzen?

Je höher die Obergrenze angesetzt ist, umso später wird eine Tendenz zur Unterfunktion auffallen, falls immer nur der TSH-Wert betrachtet wird. Und so müssen viele Betroffene erleben, dass ihr Schilddrüsenproblem erst mit mehrjähriger Verspätung erkannt wird.

Ein Referenzbereich, der bis 4,2 oder 4,5 mU/l geht, ist aber deswegen nicht falsch oder veraltet: Da nicht jeder Mensch mit einem TSH-Wert über 2,5 mU/l eine kranke Schilddrüse haben muss, bevorzugt manches Labor eine höhere Obergrenze.

Doch die unterschiedliche Lage bedeutet letzten Endes: Ob der TSH-Wert erhöht ist oder nicht und ob in der Hausarztpraxis überhaupt eine Schilddrüsenunterfunktion diagnostiziert wird oder nicht, kann auch davon abhängen, in welches Labor die Praxis die Blutproben einschickt!

Wer bereits diverse Symptome der Unterfunktion (Link zum Kapitel 1.1 des Ratgebers) hat oder andere Beschwerden, die zu einem Schilddrüsenproblem passen würden, sollte sich nicht allein auf den TSH-Wert verlassen, sondern sich gründlich in einer Facharztpraxis untersuchen lassen und sich auch für die weiteren ärztlichen Befunde interessieren.

Was besagt ein normaler TSH-Wert?

Ein unauffälliger TSH-Wert im Normalbereich (Referenzbereich) zeigt an, dass die eigentlichen Schilddrüsenhormone im Blut wahrscheinlich ebenfalls im Normalbereich liegen. Dann tendiert die Schilddrüse nicht oder zumindest nicht auffällig zur Unterfunktion.

Das muss aber nicht heißen, dass alles in Ordnung ist: Eine Hashimoto-Thyreoiditis kann auch vorliegen, wenn der TSH-Wert noch ganz normal und unauffällig ist und niemand an die Schilddrüse denkt. Hashimoto könnte genau betrachtet bei jedem erdenklichen TSH-Wert vorhanden sein, siehe das vorletzte Kapitel zum Verlauf der Hashimoto-Thyreoiditis.

Auch Knoten in der Schilddrüse können zum Teil unabhängig vom TSH-Wert auftreten. Bei manchen Menschen schwankt der TSH-Wert zwischen auffällig und unauffällig, zum Beispiel bei Hashimoto oder heißen Knoten. Deshalb kann man nicht alles am momentanen TSH-Wert festmachen. Um ein Schilddrüsenproblem nicht zu übersehen, sind oft weitere Untersuchungen sinnvoll. Mehr dazu lesen Sie in den folgenden Kapiteln.

Voriges Kapitel: Ihre Laborwerte

Nächstes Kapitel: Weitere Schilddrüsenwerte: freie Hormone (freie Werte)

Übernächstes Kapitel: Schilddrüsen-Antikörper bei Hashimoto

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