Euthyrox aus dem Ausland beziehen: Italien


Bild: Euthyrox-Tabletten aus Italien

Die Firma Merck hat im Jahr 2019 die Rezeptur ihrer Euthyrox-Tabletten umgestellt: Die Hilfsstoffe haben sich geändert, um eine längere Haltbarkeit der Tabletten garantieren zu können. Auch wenn die enthaltene Menge L-Thyroxin dieselbe bleibt, bringt die veränderte Formulierung mit sich, dass das neue Euthyrox eine andere Bioverfügbarkeit hat als in der alten Formulierung. Dem alten Euthyrox wurde nachgesagt, dass es wegen der enthaltenen Laktose oder Gelatine sanft wirkte – möglicherweise setzen verschiedene Tabletten die enthaltenen Wirkstoffe unterschiedlich schnell frei.

Eine Folge der veränderten Rezeptur ist, dass ein gewisser Anteil der Menschen, die von den alten auf die neuen Tabletten umgestellt haben, über diverse Beschwerden klagen. Mehr dazu lesen Sie im früheren Artikel: Probleme mit dem neuen Euthyrox – was tun?

Seitdem sind auch unter dem verlinkten Beitrag zahlreiche Kommentare von Betroffenen eingegangen. Sie berichten von verschiedensten Problemen und Symptomen, die auftraten, nachdem sie auf das neue Euthyrox umgestellt hatten. (Wichtig zu wissen ist aber auch, dass viele Menschen mit den neuen Tabletten gut zurecht kommen.)

Lösung 1: Kontrollierter Präparatewechsel

Ein Teil der Betroffenen hat anschließend die Dosis etwas angepasst oder ist auf ein anderes L-Thyroxin-Präparat umgestiegen. Die L-Thyroxin-Präparate von Zentiva sowie Berlthyrox (von Berlin-Chemie AG) enthalten dieselben Hilfsstoffe (Zusatzstoffe) wie das alte Euthyrox. L-Thyroxin Zentiva gibt es in acht verschiedenen Stärken. Dagegen ist Berlthyrox nur in den Stärken 50 / 100 / 150 µg zu bekommen. Das kann es je nach benötigter Menge L-Thyroxin schwierig machen, eine genau passende Zwischendosis auszutüfteln. – Bitte beachten Sie das Update 2022 weiter unten.

Außerdem kann man sich trotz derselben Hilfsstoffe nicht darauf verlassen, dass man von Zentiva oder Berlthyrox genau dieselbe Dosis braucht wie vom alten Euthyrox – es bleibt trotzdem ein Präparatewechsel, wenn auch kein drastischer.

Nach einem Umstieg auf L-Thyroxin eines anderen Herstellers oder auf eine neue Rezeptur sollten Sie nach sechs bis acht Wochen prüfen lassen, was dabei herausgekommen ist: Eine Kontrolle der Schilddrüsenwerte (TSH-Wert und möglichst auch fT3 und fT4) ist fällig.

Gute Tipps dazu gibt es hier im Online-Ratgeber: Teil 3 – Die Behandlung mit L-Thyroxin.

Das Kapitel Laborwerte aus Teil 2 (Wege zur Diagnose) ist für Einsteiger zusätzlich hilfreich.

Lösung 2: Zurück zum alten Euthyrox

Manche Fans des alten Euthyrox haben sich vor der Umstellung einige Schachteln auf Vorrat besorgt, um die Umstellung aufzuschieben, nach dem Motto: Never change a running horse. Dass das neue Euthyrox manchen Menschen Probleme bereitet, war ja schon aus Frankreich bekannt, wo die Rezeptur früher auf andere Hilfsstoffe umgestellt wurde.

Andere Menschen sind mit ihrem Wechsel zu einer anderen L-Thyroxin-Marke oder zum neuen Euthyrox nicht zufrieden und möchten deshalb gerne zu Euthyrox mit alter Formulierung zurückkehren.

Ist das möglich? Im Prinzip ja: In Frankreich soll es das alte und neue Euthyrox noch bis Ende des Jahres 2021 parallel geben, erst dann soll die alte Rezeptur vom Markt genommen werden (siehe Blogartikel auf Französisch). In Italien soll Euthyrox bis Anfang Juni 2021 auf die neue Rezeptur umgestellt werden – wann das genau der Fall sein wird, ist nicht bekannt (Auskunft von Merck Italy per E-Mail).

Update 2021: Die Umstellung läuft – Anfang August habe ich in Italien nach Euthyrox / Eutirox gefragt. Eine Stärke war in der alten Formulierung mit Laktose verfügbar, die andere Dosierung in der neuen. Längerfristig gesehen könnte es noch Möglichkeiten im Nicht-EU-Ausland geben (hinterlassen Sie gern Hinweise in den Kommentaren). Die Schweiz scheidet aber aus, da Euthyrox hier ebenfalls umgestellt wurde.

Update 2022: Auch Berlthyrox hat mittlerweile seine Formulierung geändert. Anders als bei Euthyrox hat man auch den Namen gewechselt, die Tabletten heißen jetzt L-Thyroxin BC, sodass hier nicht dieselbe Verwirrung enstehen kann wie bei Euthyrox. Das neue Präparat von Berlin Chemie ist jetzt in mehr Stärken zu haben als Berlthyrox, taugt aber nicht mehr als Ersatz für das alte Euthyrox.

Altes Euthyrox aus Italien und Frankreich – so geht’s

Wer sich bis zur endgültigen Umstellung in einer französischen oder italienischen Apotheke das alte Euthyrox beschaffen möchte, braucht dafür ein passendes Privatrezept. Da es in Frankreich derzeit beide Formulierungen gibt, ist es sinnvoll, dass die Laktose auf dem Rezept erwähnt ist. Damit sollte man dort solche Tabletten bekommen, die Merck eigentlich für andere Länder produziert hat und die deshalb in anderen Sprachen beschriftet sind (möglicherweise auf Russisch).

In Italien ist es etwas einfacher, dort erhält man die Tabletten unter dem Namen „Eutirox“ in italienischen Packungen. Eine Schachtel enthält 50 Stück und kostet rund 3 Euro. Man zahlt also für 100 Stück nur einen Euro mehr als in Deutschland schon die Rezeptgebühr beträgt. Das alte Euthyrox gibt es in den Dosierungen 25 / 50 / 75 / 100 µg. Die Eutirox-Tabletten sehen allerdings etwas anders aus, weil sie zwei Teilungsrillen haben: sie sind also ganz offiziell dafür gedacht, dass man sie bei Bedarf auch viertelt.

Ich habe mir Anfang September einige Schachteln in einer italienischen Apotheke gekauft (siehe Foto oben). Sie halten laut Aufdruck bis Anfang 2023. Wer also eine kooperative Arztpraxis kennt und die Möglichkeiten in Italien (ersatzhalber in Frankreich) nutzt, kann noch mehrere Jahre mit dem alten Euthyrox überbrücken. Es ist auch möglich, das Rezept anderen Reisenden mitzugeben. Das ist einfacher, wenn jemand die Landessprache spricht oder in Südtirol unterwegs ist, wo teils Deutsch gesprochen wird.

Wer zwischendurch bereits über einige Zeit andere Tabletten genommen hat, sollte sich nicht darauf verlassen, vom alten Euthyrox dieselbe Dosis zu benötigen wie früher und damit genau dasselbe Befinden zu erreichen: Im Lauf einiger Monate und bei zweimaligem Präparatewechsel (altes – neues – altes Euthyrox) kann sich einiges ändern, sodass auch in diesem Fall nach einiger Zeit die Schilddrüsenwerte überprüft werden sollten.

Bearbeitungsstand: 24. Oktober 2022

Irene

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  • Sicherlich ist das ganz schön, das es in Italien und Frankreich das alte Euthyrox noch gibt. Letztendlich wird man aber irgendwann wechseln müssen. Spätestens 2023..Insofern war es für mich nur ein Aufschieben und ich habe gewechselt.

  • Ja, wahrscheinlich muss man irgendwann wechseln. Sicher ist das noch nicht. Die Umstellung ist anscheinend nur für EU-Länder geplant, über Russland weiß ich nichts.

    Aber auch das Aufschieben kann manchmal etwas bringen: Vielleicht wird ein Wechsel einfacher als momentan, zum Beispiel, falls Berlthyrox irgendwann zusätzliche Dosierungen (zumindest 75er Tabletten) anbietet. Oder wenn man merkt, dass sich der eigene Bedarf deutlich geändert hat und man jetzt sowieso größere Anpassungen vor sich hat, bis es wieder stimmt.

  • Liebe Irene,

    zuallererst vielen Dank für den Hinweis das alte Euthyrox noch aus Italien beziehen zu können!!
    Ich nehme das Medikament jetzt seit 35 Jahren und war dementsprechend unglücklich über die veränderte Formulierung.
    Die Bestellung in der St. Anna Apotheke in Bozen hat problemlos und ausgesprochen freundlich funktioniert.
    Nun sind mir einige Unterschiede aufgefallen. So ist die Blisterverpackung andersfarbig, und die Tabletten selbst sind sowohl vom Aufdruck (statt EM 75 jetzt EB 75) und der Bruchrillenzahl (4 statt zwei) verschieden zu den österreichischen.
    Kann ich davon ausgehen, dass die Wirkungsweise, trotz unterschiedlicher Produktionsstätten, dieselbe ist?
    Vielen Dank für Ihre Mühe und liebe Grüße aus Österreich
    Helga Fetka

  • Wegen der etwas anders geformten Euthyrox-Tabletten aus Italien habe ich Merck in Deutschland und Italien kontaktiert. Ich habe keine eindeutige Antwort erhalten, ob es Unterschiede zwischen den unterschiedlich aussehenden Tabletten gehen könnte - man soll sich an die Ärzte wenden. Aber woher soll ein Arzt das wissen?

    Ich persönlich gehe jetzt pragmatisch davon aus, dass die Umstellung von altem Euthyrox aus Deutschland auf altes Euthyrox aus Italien nichts ausmacht oder zumindest weniger als ein richtiger Präparatewechsel auf Tabletten von anderen Firmen oder mit anderen Zutaten. Nicht jede kleine Veränderung muss etwas ausmachen - bei mir hatte es zum Beispiel gar keine Auswirkungen, als ich anfing, Natriumselenit-Kapseln zum Euthyrox zu nehmen, obwohl da auch Zusatzstoffe enthalten sind.

    Die Schilddrüsenwerte soll man sowieso zweimal im Jahr kontrollieren - im Zweifel kann man das einfach etwas vorziehen. Hilfestellung dazu findet man im oben verlinkten Online-Ratgeber (Teil 3).

    https://schilddruesen-unterfunktion.de/buch-ratgeber/behandlung-l-thyroxin/

  • Zu der Berlthyrox kann gesagt werden, dass die Tablette teilbar ist.Somit kann die 150 auf 75 geteilt werden. Eine Kerbe in den Tabletten zeigt an , dass eine Teilung möglich ist.
    Aber ich musste feststellen , dass ich Probleme bei der Umstellung mit dem Gewicht bekam und Schulterschmerzen hatte.Somit bin ich zur der L Thyroxin Henning gewechselt mit geringer Dosis. Mal sehen wie es damit geht.

  • Ja, die Tabletten kann man teilen und ich würde L-Thyroxin auch vierteln, selbst wenn das nicht vorgesehen ist. Aber viele Leute (ich auch) nehmen eine recht krumme Dosis wie z.B. 69 oder 81 oder 94 µg, und da wäre es schon hilfreich, wenn es noch 25er und / oder 75er Tabletten gäbe.

    Beim italienischen Euhyrox gibt es zwei Bruchrillen, man rechnet also damit, dass geviertelt werden muss, wenn nur vier Dosierungen auf dem Markt sind.

  • Liebe Irene, ich stelle auch gerade um, hatte noch Vorrat von der alten Euthyrox Tablette aus Spanien. Hast du bei den Tablette aus Italien einen Unterschied gemerkt? Nimmst du die derzeit?

    Liebe Grüsse

    Swaantje

  • Ich habe die italienischen Tabletten noch nicht genommen, mein Vorrat an deutschen Tabletten von 2019 ist noch nicht aufgebraucht.

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