Wird Hashimoto durch Leaky Gut verursacht?

Manche Betroffenen der Hashimoto-Thyreoiditis hängen neuerdings der These an, die Krankheit werde durch Darmprobleme verursacht. Der Favorit ist Leaky Gut, darunter versteht man einen durchlässigen Dünndarm. Dieses Problem soll Autoimmunerkrankungen auslösen und damit auch Hashimoto. Diese Sichtweise weckt bei manchen Fans die Hoffnung, Hashimoto durch die Ernährung direkt beeinflussen oder gar heilen zu können.

Sehen wir uns mal das Land näher an, in dem Hashimoto wahrscheinlich am häufigsten vorkommt: Japan. Die Krankheit wurde vor rund 100 Jahren von einem Herrn Hashimoto erstmals beschrieben und kam so zu ihrem Namen.

Die etablierte Erklärung für die Häufigkeit von Hashimoto und Basedow in Japan ist der hohe Jodgehalt der dortigen Nahrung. Mehr dazu lesen Sie im Online-Ratgeber im Kapitel über die Hashimoto-Thyreoiditis und ihre Auslöser.

Wenn dagegen die Leaky-Gut-These stimmen sollte, hieße das, dass traditionell japanische Ernährung besonders schlecht für den Darm ist und Leaky Gut begünstigt. Und dass die japanische Kost auch Autoimmunerkrankungen fördert, und zwar nicht nur Hashimoto und Basedow.

Schauen wir uns an, was es in der traditionellen japanischen Küche gibt:

  • Reis als Grundnahrungsmittel
  • Hirse und Süßkartoffeln (gelegentlich)
  • Nudeln aus traditionellen Weizensorten
  • frisches Gemüse
  • sauer eingelegtes Gemüse (im Winter)
  • Pilze (frisch oder getrocknet)
  • Fisch und Meeresfrüchte
  • Fleisch (wenig) und Ei
  • Seetang (Meeresalgen)
  • Tofu (als Suppeneinlage)
  • Sojasoße, Miso und Natto (fermentierte Sojaprodukte)
  • Wasabi (japanischer Meerrettich)
  • Milchprodukte waren in Japan nicht üblich, Brot gibt es erst seit dem zweiten Weltkrieg. Fett wird kaum verwendet, auch Süßes spielt keine große Rolle.

    Was soll nun an der traditionell japanischen Kost so schlecht sein, dass es den Darm ruiniert und Autoimmunerkrankungen auslöst? Eigentlich haben die Japaner doch mehr oder weniger das gegessen, was heute in manchen Büchern und Foren als angebliche Heildiät gegen Autoimmunerkrankungen angepriesen wird, oder? Das Grundnahrungsmittel ist glutenfrei, dazu gibt es viel Fisch, Gemüse und Algen. Man müsste eigentlich nur die Weizennudeln rausnehmen und Kokosfett ergänzen, um aktuellen Ernährungsmoden zu entsprechen.

    Womöglich verhält sich die Sache umgekehrt wie von den Leaky-Gut-Fans erhofft: Falls Hashimoto und bestimmte Darmprobleme häufig zusammen vorkommen, könnte das auch einfach bedeuten, dass Hashimoto schlecht für den Darm ist, vor allem wenn die Krankheit lange nicht oder gar falsch behandelt wurde. Etliche der Betroffenen bekommen ihre Diagnose ja erst, nachdem sich die Unterfunktion der Schilddrüse schon anbahnt und an typischen Symptomen oder am erhöhten TSH-Wert erkennbar ist. Bis dahin könnten durch den etwas verlangsamten Stoffwechsel schon alle möglichen Organsysteme ein wenig beeinträchtigt sein – auch der Darm. (Links führen zu Teil 1 des Ratgebers.)

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    NEU im Herbst 2020: Der Ratgeber „Schilddrüsen-Unterfunktion, Hashimoto und Hormone“ geht auf diesen Seiten online, auch ein eigener Teil über Hashimoto und Ernährung ist enthalten.

    Stand: 30. November 2020

    Irene

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