Gesellschaft für Endokrinologie legt nach
Die ZDF-Sendung Terra Xpress über den Jodgehalt in Lebensmitteln wurde heiß diskutiert, auch in zahlreichen Leserkommentaren im Blog der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). Nun hat der dortige Pressesprecher eine weitere Reaktion zum Thema veröffentlicht: Intrauteriner Jodmangel: Gibt es eine Fürsorgepflicht für Neugeborene und Kinder?
Darin wird das Thema Jodmangel in der Schwangerschaft wieder aufgegriffen. Wegen einer Studie über die Jodversorgung von Schwangeren lässt man sich dazu hinreißen, nach einer staatlichen Fürsorgepflicht für die Jodversorgung des Embryo zu rufen: Da ein Embryo nicht selbst entscheiden kann, wie viel Jod er aufnehmen möchte, würde mancher Arzt gern in diese Bresche springen. Dass der Embryo ein Teil der Schwangeren ist und diese für ihren Körper verantwortlich ist, wurde nicht in Betracht gezogen. Anscheinend ist man sich nicht im Klaren, dass man sich damit auf ein heißes politisches Pflaster begibt.
Als Drohkulisse in Sachen Jodmangel zieht die DGE einen fast 80 Jahre alten Lehrfilm aus der Mottenkiste, der medizinhistorisch sicher interessant ist, aber sachlich nicht weiterhilft. Wir wissen nicht, welche Diagnostik bei den einzelnen Menschen gemacht wurde – möglicherweise gar keine. Und was hilft es, sie heute als abschreckendes Beispiel zu instrumentalisieren?
Doch der Stummfilm stammt von de Quervain, einem Mediziner, nach dem immerhin eine Schilddrüsenerkrankung benannt ist (Thyreoiditis de Quervain), das mancht es manchen Ärzten anscheinend schwer, ihn mit kritischer Distanz zu betrachten. Willkommen in der eminenzbasierten Medizin.
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