Wenn Frauen mit Schilddrüsen-Unterfunktion Probleme mit dem Menstruations-Zyklus haben, verschwindet das Problem oft durch eine ungefähr passende Dosis L-Thyroxin. Wenn das nach mehreren Monaten noch nicht geschehen ist, sollten weitere hormonelle Ursachen in Betracht gezogen werden.

Die Sexualhormone steuern und prägen den Zyklus und sind wichtig für die Fruchtbarkeit, aber auch für das Wohlbefinden und die Knochendichte. In diesem Kapitel geht es um den Zyklus, um das Prämenstruelle Syndrom und häufige Hormonstörungen, außerdem um die Wechselwirkung zwischen Sexualhormonen und Schilddrüse.

Östrogene und Progesteron im Zyklus

Die Eierstöcke (sowie deren Follikel und der Gelbkörper) produzieren in erster Linie Östrogene und Progesteron, in geringen Mengen auch Testosteron. Von den Östrogenen sind dreierlei bekannt: Estron, Estradiol und Estriol.

Bei Frauen im fruchtbaren Alter nehmen Östrogene und Progesteron in einem monatlichen Rhythmus zu und ab. Die erste Zyklushälfte wird vom Estradiol geprägt, die zweite Hälfte vom Progesteron: Es wird nämlich großteils nach dem Eisprung vom Gelbkörper gebildet, daher heißt es auch Gelbkörperhormon. Bei Schwangeren erzeugt die Plazenta das für die Schwangerschaft notwendige Progesteron.

Außerdem schüttet die Nebennierenrinde ebenfalls Sexualhormone aus, wenn auch nur in geringen Mengen. Im Lauf des Zyklus kommen die Hormonspitzen der Steuerhormone aus der Hirnanhangdrüse hinzu, die kurz vor dem Eisprung ihren Höhepunkt erreichen: Auch die Sexualhormone werden von der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) gesteuert.

Das prämenstruelle Syndrom

Bei manchen Frauen treten in der zweiten Zyklushälfte diverse Beschwerden auf, die man das prämenstruelle Syndrom (PMS) nennt: Der Körper lagert mehr Wasser ein, es kommt oft zu Brustspannen, die Brüste werden druckempfindlich. Manche Frauen fühlen sich sogar insgesamt aufgequollen. Zur Behandlung des Brustspannens und weiterer Symptome kommt Progesteron in Frage, siehe übernächstes Kapitel über die Behandlung mit natürlichem Progesteron.

Auch der Bauch ist oft betroffen, etwa von Schmerzen und Blähungen. Psychische Symptome wie Ängste, Reizbarkeit, wenig Antrieb und depressive Verstimmungen sind ebenfalls möglich, aber nicht unbedingt typisch.

Weiter springen zum nächsten Kapitel – Von der Prämenopause zu den Wechseljahren

Bei sehr starken psychischen Symptomen spricht man von der prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS). In drastischen Fällen könnte sogar eine Behandlung mit Antidepressiva versucht werden. Je nach Wirkungsweise des verordneten Medikaments nimmt es die Betroffene durchgehend oder nur in der zweiten Zyklushälfte ein. Aus der Pflanzenheilkunde hilft möglicherweise Mönchspfeffer oder Johanniskraut (Link zu Kapitel 9.1.). Spaziergänge, ruhige Übungen wie Yoga sowie Meditation können allgemein den Abbau von Stress unterstützen und zumindest stundenweise ausgleichend wirken. Bewegungsmangel kann die Symtome verstärken, ebenso Alkohol, zuviel Zucker, Salz und Kaffee.

Die Ursachen des PMS und PMDS sind noch nicht vollständig geklärt, eine genetisch bedingte Überempfindlichkeit auf bestimmte Hormone spielt dabei eine Rolle. Wahrscheinlich wirken verschiedene hormonelle und neurologische Einflüsse zusammen, auch eine Unterfunktion der Schilddrüse ist in der Diskussion. Wenn Frauen die Pille nehmen, sollten PMS-Symptome und PMDS verschwinden, weil kein natürlicher Zyklus mehr abläuft. Es ist aber möglich, dass dann andere Beschwerden auftreten (siehe letzter Abschnitt unten).

Link: PMS und PMDS (Frauenärzte im Netz)
www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/praemenstruelles-syndrom-pms

Sobald die Regelblutung einsetzt, lassen die PMS-Beschwerden normalerweise schnell nach und verschwinden wieder. Wenn eine Frau mit dem Beginn der Regel starke Schmerzen bekommt, sollte sie sich gezielt auf eine Endometriose untersuchen lassen.

Eierstöcke und Hormonstörungen

Wenn die Regel trotz guter Schilddrüsenwerte schon vor den Wechseljahren ausbleibt oder nur in großen Abständen eintritt, sollte das ärztlich abgeklärt werden. Manchmal ist deutliches Untergewicht der Grund dafür. Eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse (Hashimoto oder Basedow) verdoppelt das Risiko einer vorzeitigen Insuffizienz der Eierstöcke bei Frauen schon unter 40 Jahren. Es gibt außerdem eine Autoimmunerkrankung der Eierstöcke, die aber sehr selten ist. Auch Zwischenblutungen können verschiedene Ursachen haben, sie sollten ebenfalls mit der Gynäkologin besprochen werden.

Link: Basedow und Hashimoto: Autoimmunthyreopathie fördert frühe Ovarinsuffizienz (Ärztezeitung 2021)
www.aerztezeitung.de/Medizin/Autoimmunthyreopathie-foerdert-fruehe-Ovarinsuffizienz-417726.html

Beim Polyzystischen Ovarialsyndrom (kurz PCO-Syndrom oder PCOS) ist die Lage kompliziert: Hier bilden die Eierstöcke mehr männliche Hormone als üblich – Ärzte sprechen von „Hyperandrogämie“. Das ist nicht nur eine der häufigsten Ursachen für unerfüllten Kinderwunsch, sondern kann auch eine verstärkte Körperbehaarung und Haarausfall mit sich bringen. Auch eine Insulinresistenz kann damit einhergehen (Link zu Kapitel 7.5). Zuständig für Diagnose und Behandlung des PCO-Syndroms sind Endokrinologie und Gynäkologie, dort können verschiedene Hormonwerte bestimmt werden und in der Gynäkologie auch die Eierstöcke per Ultraschall untersucht. Ein PCO-Syndrom wird in erster Linie mit Hormontabletten behandelt.

Sexualhormone und die Schilddrüse

Schilddrüsenwerte und Sexualhormone können einander wesentlich beeinflussen. Nicht nur beim PCO-Syndrom gilt: Eine Behandlung mit Sexualhormonen könnte den Thyroxinbedarf verändern. Allgemein gesagt, bringt ein gesunkener Östrogenspiegel tendenziell einen geringeren Bedarf an L-Thyroxin mit sich. Wer die Anti-Baby-Pille absetzt oder in die Wechseljahre kommt, kann wahrscheinlich die Schilddrüsenhormone etwas reduzieren. Umgekehrt gilt: Der Behandlungsbeginn mit Östrogenen könnte je nach Dosis und Präparat den Bedarf an L-Thyroxin erhöhen.

Deshalb sollten Sie in solchen Fällen das Befinden beobachten und nach einiger Zeit die Schilddrüsenwerte untersuchen lassen, um die Sache richtig einschätzen zu können: Vielleicht sollte die L-Thyroxin-Dosis an die veränderte Lage angepasst werden.

Symptome durch hormonelle Verhütung

Die Hormonspirale ist übrigens unter unzufriedenen Anwenderinnen dafür bekannt, dass sie teils ähnliche Symptome wie eine Hashimoto-Thyreoiditis mit sich bringen kann. Dann hilft wohl nur, die Spirale ziehen zu lassen und zu hoffen, dass die Beschwerden wieder verschwinden. Manche Gynäkologen unterschätzen anscheinend die körperlichen und psychischen Nebenwirkungen, die mit dieser relativ neuen und für die Ärzte recht lukrativen Verhütungsmethode einhergehen können.

Auch die Anti-Baby-Pille wird nicht immer gut vertragen und kann verschiedene Beschwerden mit sich bringen, die typisch für ein hormonelles Ungleichgewicht sind. Und so steigt manche Hashimoto-Patientin bei Bedarf auf nicht-hormonelle Verhütung um. Wer sich dazu beraten lassen möchte, kann sich zum Beispiel an Pro Familia, an ein Frauengesundheitszentrum oder eine dafür aufgeschlossene Gynäkologin wenden.

Diskussionsforum zur Hormonspirale: www.hormonspirale-forum.de

Nächstes Kapitel: Von der Prämenopause zu den Wechseljahren

Übernächstes Kapitel: Die Behandlung mit natürlichem Progesteron