Ein- und Durchschlafstörungen können von individuell zu niedrigen und besonders von zu hohen Schilddrüsenwerten ausgelöst oder verstärkt werden: Schlafstörungen sind typische Symptome einer Überfunktion (Link zu Kapitel 1.3 dieses Online-Ratgebers). Werte im Normalbereich schließen das Problem nicht zwingend aus – schon freie Schilddrüsenwerte leicht über dem persönlichen Optimum können den Schlaf beeinträchtigen. Dann sollte es helfen, die L-Thyroxin-Dosis besser anzupassen (Link zu Kapitel 3.8).

Schlafprobleme können aber auch andere körperliche und seelische Ursachen haben, zum Beispiel eine Fibromyalgie oder eine Depression (Link zu Kapitel 7.1.), besonders heftig sind die manischen Phasen einer bipolaren Depression. Bei Frauen könnten auch die Wechseljahre Schlafstörungen mit sich bringen (siehe Teil 6 über Sexualhormone), insgesamt leiden Frauen häufiger an Schlafstörungen als Männer.

Eine Schlaf-Apnoe mit Schnarchen und Atem-Aussetzern wird durch Übergewicht und Diabetes begünstigt (Link zu Kapitel 7.5.). Grundsätzlich ist es sinnvoll, Schlafprobleme mit dem Hausarzt zu besprechen.

Liebe Besucher von Google, Bing und Ecosia: Sie befinden sich im Online-Ratgeber „Schilddrüsen-Unterfunktion, Hashimoto und Hormone“ im Teil 7 über begleitende Krankheiten und Probleme. Weitere Themen finden Sie im Inhaltsverzeichnis.

Wie viel Schlaf braucht der Mensch?

Frau mit Schlafstörungen liegt wach

Bild: Frau mit Schlafstörungen liegt nachts wach

Für die meisten Menschen sind etwa sieben bis acht Stunden Schlaf pro Nacht optimal, andere brauchen eine Stunde mehr oder weniger – das ist individuell und hängt auch vom Alter ab. Entscheidend ist, dass Sie sich am Morgen erholt fühlen und mit genug Energie in den Tag starten. Am Ende eines besonders anstrengenden Tages kann das Schlafbedürfnis höher ausfallen als sonst.

War die Schlafdauer zu kurz, wird man am nächsten Tag nicht nur schneller müde, sondern kann sich auch nicht so gut konzentrieren und macht mehr Fehler als ausgeschlafen. An der Schlafenszeit zu sparen, um mehr leisten zu können, rentiert sich also nicht. Im Schlaf verarbeitet der Mensch, was er am Tag erlebt und gelernt hat. Langfristig kann Schlafmangel verschiedene gesundheitliche Probleme begünstigen, das Burnout-Risiko steigt. Auch körperliche Folgen sind möglich, darunter Übergewicht und Bluthochdruck und sogar Entzündungen.

Schlaftabletten verschreiben lassen?

Es wäre bei einem Schilddrüsenproblem durchaus möglich, gelegentlich ein Schlafmittel zu nehmen, wenn Sie am Morgen danach ausschlafen können und kein Auto oder Fahrrad lenken oder Maschinen führen müssen. Die so genannten Z-Substanzen wie Zopiclon und Zolpidem bewirken, dass Sie bald einschlafen. Sie sind verschreibungspflichtig.

Die Halbwertszeit derartiger Medikamente ist unterschiedlich lange, hinzu kommt: Wenn Sie mit der Schilddrüse noch in der Unterfunktion sind, könnte es sein, dass sich das Schlafmittel im Körper verlangsamt abbaut. Bei täglicher Einnahme machen die Z-Substanzen allerdings schnell abhängig, sodass man bald nicht mehr ohne diese Tabletten einschlafen kann: Sie sind eher für den Ausnahmefall geeignet und sollten höchstens wenige Tage hintereinander genommen werden. Diese Schlaftabletten gibt es in unterschiedlichen Dosierungen und lassen sich meist teilen. Nehmen Sie möglichst keine höhere Dosis als Sie tatsächlich brauchen, um einschlafen zu können.

Wer täglich etwas für den Schlaf einnehmen möchte, könnte es zuerst mit einem frei verkäuflichen pflanzlichen Präparat versuchen (Link zu Kapitel 9.1.). Auch Magnesium kann ein wenig zur Entspannung beitragen – bei Schlafproblemen nehmen Sie es abends ein (Kapitel 10.6.). Wenn die Wechseljahre oder deren Vorläufer der Grund für die Probleme sind, hilft oft Progesteron, es wird dann vor dem Schlafengehen eingenommen (Kapitel 6.3.). Es gibt außerdem Psychopharmaka zur täglichen Einnahme, die das Einschlafen erleichtern und etwas anders wirken als Schlaftabletten. Lassen Sie sich bei Bedarf gut beraten, damit das Medikament zu Ihrer Situation passt.

Lebensstil und Schlafstörungen

Bevor Sie sich Schlaftabletten verschreiben lassen, lohnt es sich, den eigenen Lebensstil sorgfältig zu überprüfen: Noch am späten Nachmittag oder am Abend Kaffee zu trinken, kann bei manchen Menschen den Schlaf stören. Alkohol kann zwar das Einschlafen erleichtern, wirkt sich aber insgesamt nachteilig auf den Schlaf aus. Rauchen könnte ebenfalls zu Schlafproblemen führen, falls es in der Nacht ohne das gewohnte Nikotin zu Entzugserscheinungen kommt. Dagegen hilft regelmäßiges Meditieren manchen Menschen, leichter zur Ruhe zu kommen und weniger zu grübeln.

Gegen Störungen durch Lärm können Ohrstöpsel helfen, die es aus verschiedenen Materialien gibt. Wenn Sie ein passendes Produkt gefunden haben, werden Sie sich schnell daran gewöhnen und gar nicht mehr ohne schlafen wollen. Liegt man im Bett und kann nicht einschlafen, sollte man nicht ständig auf die Uhr sehen, das verschlimmert das Problem noch. Besser ist es, einige Seiten eines nicht aufregenden Buchs zu lesen und es danach noch einmal zu versuchen.

Wer im Bett über Sorgen und Probleme nachdenkt, sollte versuchen, es zu lassen und die Gedanken auf etwas anderes zu lenken. Die Sorgen kurz aufzuschreiben hilft manchen Menschen, sie vorerst loszulassen. Ein Notizbuch neben dem Bett liegen zu haben ist sowieso sinnvoll: Wenn Ihnen noch etwas einfällt, das Sie am nächsten Tag nicht vergessen dürfen, können Sie es kurz notieren und sich dann besser entspannen.

Auch Kleinigkeiten können etwas ausmachen: Nicht jeder Mensch verträgt in den letzten Stunden vor dem Einschlafen Krimiserien oder Actionfilme. Sehr empfindliche Menschen können schon durch anregende Musik zu sehr aufgeputscht werden, manche auch durch eine kontroverse Diskussion im Internet, die ihnen nicht mehr aus dem Kopf geht. Auch Sport sollte man besser am Tag oder am frühen Abend treiben statt kurz vor dem Schlafengehen.

Schlaf, Licht und Melatonin

Wer abends den Computer oder das Smartphone nutzt, sollte darauf achten, dass ein Blaulichtfilter installiert und der Nachtmodus aktiviert ist. Das schont die Augen und verhindert, dass die Ausschüttung des Hormons Melatonin durch das blaue Licht gebremst wird.

Auch die restliche Beleuchtung sollte am späteren Abend nicht zu hell oder gar grell sein. Im Schlafzimmer selbst sollte es so dunkel wie möglich sein. Wenn die Straßenlaterne oder der Vollmond ins Zimmer scheint, ist es besser, die Vorhänge zuzuziehen, den Rollladen herunter zu lassen oder eine Schlafmaske aufzusetzen.

Melatonin ist auch als verschreibungspflichtiges Medikament verfügbar, in Deutschland für Menschen ab 55 Jahre. In niedrigerer Dosis ist es auch rezeptfrei zu haben. Allgemein empfehlenswert ist die Anwendung aber nicht, weil langfristige Erfahrungen noch fehlen. Außerdem sind verschiedene Nebenwirkungen möglich. Manche Menschen probieren lieber die Aminosäure 5-HTP (Hydroxytryptophan), die im Stoffwechsel als Zwischenschritt bei der Herstellung von Serotonin und Melatonin vorkommt. 5-HTP darf aber nicht parallel zu solchen Antidepressiva eingenommen werden, die den Serotoninspiegel beeinflussen.

So bleibt es oft die beste Lösung, in erster Linie beim Lebensstil anzusetzen: Ein täglicher Spaziergang oder Wege mit dem Rad, ausreichend Bewegung und relativ regelmäßige Schlafenszeiten bauen Stress ab und wirken sich günstig auf den Schlaf aus. Intensiver Sport sollte aber nicht mehr zu später Stunde getrieben werden, da er manche Menschen wach hält. Wer für Schlafprobleme keine Ursache und passende Lösung findet, könnte sich in einem Schlaflabor genauer untersuchen lassen.

Link: Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM): www.dgsm.de

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