Das Spurenelement Zink ist für den Stoffwechsel genauso unverzichtbar wie Eisen – es wird ebenfalls für den Bau vieler Enzyme benötigt. Der Körper benötigt Zink zum Beispiel, um Vitamin A aus Betacarotin zu bilden (Link zu Kapitel 11.5.). Zink ist wichtig für den Energiestoffwechsel, die Zellteilung und die Wundheilung. Wir brauchen Zink auch, um Kollagen in der Haut und den Gelenken aufzubauen. Außerdem reguliert Zink das Immunsystem und ist so für die Abwehr von Bakterien und Viren unverzichtbar. Entzündungen können den Zinkbedarf erhöhen.

Symptome eines Zinkmangels

Mögliche Hinweise auf einen Zinkmangel sind Müdigkeit, Haarausfall, brüchige und weißfleckige Nägel, empfindliche Schleimhäute, Appetitmangel, Störungen des Geruchs- und Geschmackssinns und morgendliche Übelkeit. Auch Hautprobleme kommen bei Zinkmangel öfter vor – vor allem Akne, Ekzeme und trockene Haut. Starker Zinkmangel kann sogar das Wachstum und die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, weil Zink gebraucht wird, um Eizellen und Spermien zu bilden.

Wahrscheinlich kann ein starker Mangel in Verbindung mit anderen ungünstigen Einflüssen dazu beitragen, dass die Schilddrüse nicht optimal funktioniert und sich ein Kropf (Struma) entwickelt (siehe Kapitel 2.6. über Ultraschall). Das soll aber nicht suggerieren, dass Zink zur alleinigen Struma-Therapie geeignet wäre. Man sollte auch keinen messbaren Effekt auf die Schilddrüsenwerte erwarten, denn die Schilddrüsenhormone sind nicht direkt auf Zink angewiesen.

Zink aus Nahrungsmitteln

Der tägliche Zinkbedarf gesunder Menschen liegt zwischen 7 und 16 mg, die Aufnahme aus Nahrungsmitteln ist hier schon eingerechnet. Frauen brauchen etwas weniger Zink als Männer, allerdings ist der Bedarf in der Schwangerschaft und Stillzeit erhöht. Bei Vegetarierinnen und Veganern ist ein Mangel wahrscheinlicher als bei Fleischkonsumenten, denn tierische Produkte enthalten mehr und besser verfügbares Zink als Pflanzen. Andererseits kann das in Milchprodukten enthaltene Kalzium die Aufnahme von Zink (und Eisen) aus der Nahrung verschlechtern.

Wer die Zinkzufuhr aus pflanzlichen Quellen erhöhen möchte, könnte auf Sojaprodukte und Haferflocken setzen und die Nahrung mit Weizenkeimen anreichern. Auch Kakaopulver sowie manche Nüsse und Samen liefern Zink, besonders Kürbiskerne und Leinsamen. Allerdings verschlechtern die Phytate in Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten die Aufnahme (siehe Link). Phytate in solchen Nahrungsmitteln können Sie verringern, indem Sie sie vor dem Kochen einweichen oder keimen lassen. Bei Brot reduziert Gären des Sauerteigs die Phytate. Wer sich allein aus der Nahrung mit ausreichend Zink versorgen möchte, sollte also einiges beachten.

Link: Zink bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung
www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/zink/

Wer braucht zusätzliches Zink?

Zink-KapselnDie Zinkaufnahme kann bei entzündlichen Darmerkrankungen, Zöliakie, Gluten-Unverträglichkeit und einigen weiteren Krankheiten vermindert sein. Dieses Problem kann auch bei einer unbehandelten Unterfunktion der Schilddrüse vorkommen, lässt sich aber durch die Behandlung mit Schilddrüsenhormonen leicht beseitigen. Was Menschen mit entzündlichen Erkrankungen angeht, wäre mehr Forschung zum tatsächlichen Zinkbedarf wünschenswert, das gilt auch für die Hashimoto-Thyreoiditis.

Bei Frauen können hormonelle Verhütungsmittel sowie ein Mangel an Progesteron (Kapitel 6.2.) den Zinkbedarf erhöhen. Auch bei Depressionen und anderen psychischen Problemen (siehe Kapitel 7.1.) könnte sicherheitshalber auf einen gute Zinkversorgung geachtet werden. Und vor und nach Operationen ist Zink für die Wundheilung besonders wichtig.

Manche Allergiker mit Heuschnupfen profitieren während der Pollen-Saison von Zink, ihre Symptome lassen etwas nach. Auch bei häufigen Erkältungen und Infekten könnte sich Zink günstig auswirken. Wenn eine Erkältung bereits ausgebrochen ist, kann Zink die Erkältungsdauer verkürzen. Auch Menschen mit Problemen rund um unreine Haut, Akne und Pickel dürfen Zink versuchen. Es bringt aber keine Vorteile, wenn jemand mehr einnimmt, als derzeit tatsächlich benötigt wird. Und beim Thema Erkältungen sollte man zusätzlich an Vitamin D für’s Immunsystem denken (Kapitel 11.4.).

Erkältungskrankheiten: Zink lindert und verkürzt Symptome (Ärzteblatt 2011)
www.aerzteblatt.de/archiv/84043/Erkaeltungskrankheiten-Zink-lindert-und-verkuerzt-Symptome

Zinkmangel messen lassen?

Im Gegensatz zum Eisen (siehe voriges Kapitel) gibt es beim Zink keinen Speicherwert, weil ja gar kein richtiger Speicher aufgebaut wird. Auch im Blutbild fällt ein Zinkmangel nicht direkt auf. Aus diesen Gründen wird das Spurenelement nicht immer ausreichend beachtet und ein Mangel eher selten festgestellt.

Der Zinkwert könnte kostengünstig im Serum oder Plasma gemessen werden, allerdings zeigt diese Messung eine knappe Versorgung nicht zuverlässig an: Auch bei Werten im Normalbereich könnte Zink im Körper etwas knapp vorhanden sein. Eine Zinkmessung im 24-Stunden-Sammelurin wäre ebenfalls möglich, allerdings ist der zugehörige Normalbereich sehr weit gefasst, sodass der Nutzen dieser aufwändigen Messung fraglich ist. Eine wirklich eindeutige Messmethode existiert nicht. Manches Labor empfiehlt die Messung im Vollblut, die aussagekräftiger sein soll als die Serumwerte. Haaranalysen bringen dagegen gar nichts, auch ein Test auf HPU/KPU (siehe nächstes Kapitel) ist nicht sinnvoll.

Allerdings braucht man gar nicht zwingend eine perfekte Messmethode: Sie dürfen mäßig dosiertes Zink einfach ausprobieren und beobachten, was es bringt – wer sich damit besser fühlt, darf es weiter einnehmen. (Prüfen Sie wenn nötig vorher, ob sich die Zinkeinnahme mit Ihren sonstigen Medikamenten und Vorerkrankungen verträgt.) Dann gilt die Diagnose durch Therapie: Wenn Zink hilft, war es Zinkmangel.

Zinkpräparat und -dosis wählen

Präparate, die 5 mg Zink enthalten, sind niedrig dosiert und für Gesunde gedacht. Wer einen erhöhten Zinkbedarf vermutet, zum Beispiel wegen Hashimoto, Diabetes oder dem prämenstruellen Syndrom (Kapitel 6.1.), dürfte auch eine etwas höhere Tagesdosis von 10 bis maximal 15 mg nehmen. Organische Zinkverbindungen wie Zinkgluconat, -citrat und -orotat werden besser aufgenommen als die anorganischen (unter den anorganischen Zinkverbindungen wären Sulfate immer noch besser als Oxide).

Der Zinkbedarf kann je nach Vorerkrankung unterschiedlich ausfallen. Mit handelsüblichen Präparaten, auch mit den höher dosierten amerikanischen Produkten aus dem Online-Handel, ist immerhin keine Zinkvergiftung möglich. Eine Zinkspeicherkrankheit existiert auch nicht, ganz im Gegensatz zur Kupfer- und Eisenspeicherkrankheit. Das macht einen Behandlungsversuch mit Zink relativ unkompliziert.

Risiken der Zinkeinnahme

Eine Überdosierung kann trotzdem vorkommen: Manche Menschen bekommen davon Kopfschmerzen, die aber schnell wieder abklingen, sobald das Zinkpräparat abgesetzt wird. Danach dürfte man nach einer kurzen Pause mit einer niedrigeren Dosis weitermachen. Zink wird unter anderem in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) gespeichert, mäßige Überschüsse kann der Körper gut über die Galle ausscheiden. Stärkere Überdosierungen würden zu Übelkeit, Durchfall und Bauchkrämpfen führen.

Eine großzügige und längerfristige Zinkeinnahme kann außerdem die Versorgung mit Eisen, Kupfer und Mangan verschlechtern, denn diese Metalle werden alle über denselben Mechanismus aus dem Darm aufgenommen.

Zink richtig einnehmen

Zink nehmen Sie wenn möglich nüchtern, 30 bis 60 Minuten vor dem Essen mit einem Glas Wasser, am besten getrennt von anderen Spurenelementen und Mineralien. Sinnvolle Kombinationen mit kleineren Mengen Mangan oder Kupfer sind kein Problem, auch Vitamine (Teil 11) stören die Aufnahme nicht.

Doch nicht alle Menschen vertragen Zink auf nüchternen Magen, einigen wird davon kurz nach der Einnahme flau. Deshalb raten manche Hersteller dazu, Zink zum Essen einzunehmen, was aber die Aufnahme verschlechtern würde. Manchmal hilft es stattdessen schon, eine andere Zinkverbindung nüchtern auszuprobieren oder Zink zusammen mit Saft, einem Stück Obst oder Salatgurke einzunehmen. Zink darf aber auch direkt vor dem Schlafengehen eingenommen werden.

Nächstes Kapitel: Kupfer und Mangan (sowie HPU/KPU)

Übernächstes Kapitel: Magnesiummangel erkennen und behandeln