Wenn Sie Zweifel an der Diagnose und an den therapeutischen Empfehlungen einer Ärztin oder eines Arztes haben oder sich mit Ihren Beschwerden nicht ernst genommen fühlen, können Sie einen weiteren Arzt aufsuchen. Für den Besuch einer endokrinologischen Praxis brauchen die meisten Versicherten in Deutschland keine Überweisung. Falls Sie im Rahmen des Hausarztmodells oder aus anderen Gründen auf eine Überweisung angewiesen sind und es dabei Probleme gibt, können Sie Ihre Krankenkasse anrufen.
Beim nächsten Facharzt haben Sie die Wahl, ob Sie die Befunde aus der vorigen Praxis herzeigen, oder ob Sie es lieber lassen, um eine unbeeinflusste Meinung zu erhalten. Manchmal ist es günstiger, als unbeschriebenes Blatt zum Arzt zu gehen. Denn es wäre für den Arzt einfacher, sich einer schon vorhandenen fachlichen Meinung anzuschließen, als sich eine eigene Meinung zu bilden – vor allem wenn sie dem Urteil eines geschätzten Kollegen widersprechen sollte.
Andererseits muss es nicht unbedingt schaden, ganz offen zu sagen, dass bisher niemand richtig auf die vorhandenen Beschwerden einging: Es gibt auch sehr gründliche Ärztinnen, die den Ehrgeiz haben, bisher Übersehenes zu erkennen. Also können Sie nichts falsch machen, wenn Sie in dieser Frage einfach auf Ihre Intuition und Ihr Gefühl hören.
Privatpraxis konsultieren?
Einzelne Selbsthilfe-Seiten im Internet empfehlen Privatpraxen als idealen Ausweg, um als Selbstzahler endlich eine Hashimoto-Diagnose oder einen Behandlungsversuch mit L-Thyroxin zu erhalten. Das scheint aber etwas übertrieben, selbst wenn man berücksichtigt, dass privat Versicherte oft bevorzugt behandelt werden und ihre Wünsche und Bedürfnisse zum Teil mehr gelten als die Anliegen der gesetzlich Versicherten.
Wer die eigenen Beschwerden ernst nimmt, sich auch selbst gut informiert und sich darum bemüht, dass mögliche Ursachen sorgfältig abgeklärt werden, hat auch als Kassenpatientin gute Chancen, dass eine Schilddrüsenerkrankung erkannt wird. Sich finanziell zu übernehmen oder gar durch das ganze Land zu reisen, nur um einen bekannten Privatarzt zu konsultieren, dürfte sich eher selten lohnen.
Und lassen Sie sich bitte nicht von Gerüchten einreden, dass ein Arzt an Kassenpatienten sowieso nichts verdient oder gar draufzahlt: Wenn das generell der Fall wäre, hätte er den Vertrag mit den Kassen wahrscheinlich längst gekündigt.
Unterlagen und Befunde besorgen
Fragen Sie lieber nach früheren Laborwerten (Kapitel 2.1.) und anderen Unterlagen oder lassen noch fehlende Untersuchungen nachholen. In machen Fällen könnte eine Hashimoto-Thyreoiditis sogar durch eine Feinnadel-Punktion des Gewebes erkannt werden. Allgemein üblich ist es aber nicht, die Schilddrüse zu diesem Zweck zu punktieren.
Am Ende des nächsten Kapitels lesen Sie, welche Befunde auf eine Hashimoto-Thyreoiditis oder eine mögliche Tendenz zur Unterfunktion hinweisen können.
Nächstes Kapitel: Ihr Befund: So erfahren Sie, was Sache ist
Übernächstes Kapitel: Leben mit Hashimoto-Thyreoiditis