Wer bei der Ernährung besondere Rücksicht auf die Hashimoto-Thyreoiditis nehmen möchte, könnte auch Empfehlungen in Betracht ziehen, die sich bei anderen Krankheiten bewährt haben. Ein Klassiker ist die antientzündliche Diät, wie sie oft bei Rheuma, Fibromyalgie und Multipler Sklerose empfohlen wird.
Inhalte dieses Kapitels
Antientzündliche Ernährung wie bei Rheuma
Hier geht es darum, Säurebildner zu meiden: Auf Zucker und Alkohol wird weitgehend verzichtet, Fleisch wird reduziert oder ganz weggelassen, tierische Fette werden stark reduziert. Das Resultat ist eine vorwiegend lakto-vegetarische Ernährung, die viel Gemüse und Obst enthält, aber auch Vollkorn-Getreide und fettarme Milchprodukte. Tierische Fette werden wegen der enthaltenen Arachidonsäure gemieden, Fette stammen möglichst aus hochwertigen Pflanzenölen und aus Nüssen.

Gemüse – mediterran und heimisch
Auch die so genannte Mittelmeer-Diät kommt diesen Anforderungen nahe, denn diese Ernährung enthält mehr gesunde Öle als tierische Fette, außerdem isst man viel Gemüse. Das lässt sich aber auch mit typisch mitteleuropäischen Zutaten erreichen: Statt Olivenöl kann auch Rapsöl verwendet werden (siehe auch der Abschnitt über gesunde Öle unten).
Semi-vegetarische Ernährung (Morbus Crohn)
Für Menschen mit Autoimmunerkrankung des Dünndarms (Morbus Crohn) existieren ähnliche Empfehlungen wie für Rheuma. Hier hat sich eine weitgehend vegetarische Ernährung bewährt: Es gibt täglich Obst und Gemüse, Kartoffeln oder Süßkartoffeln, glutenfreies Getreide, Hülsenfrüchte und probiotische Lebensmittel (Joghurt oder Fermentiertes). Weißer Reis wird auf den hochwertigeren Naturreis umgestellt, am besten schrittweise, damit er gut vertragen wird.
Außerdem sind Eier und ein halber Liter Milch pro Woche drin, verzichtet wird auf Käse, Butter und Margarine. Einmal in der Woche ist eine kleine Portion Fisch erlaubt, alle zwei Wochen eine kleine Portion Fleisch. Zwingend nötig sind Milch, Eier, Fleisch und Fisch aber nicht. Fehlende Stoffe wie Vitamin B12 können auch als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden (siehe Kapitel 11.3).
Auch bei diesem Ernährungsstil ist wichtig: Wer etwas nicht verträgt, sollte es weglassen, selbst wenn sich das Lebensmittel in einer Studie bei anderen Betroffenen bewährt haben sollte. Reden Sie sich eventuell auftretende Beschwerden auch nicht schön, nur weil ein konsumiertes Lebensmittel bei anderen Betroffenen oder in einer aktuellen Diätmode als gesund gilt. Sie dürfen auf Ihren Körper hören.
Blogartikel: Semi-vegetarische Ernährung verhindert Rückfall bei Morbus Crohn
www.feuer-im-darm.de/semi-vegetarische-ernaehrung-verhindert-rueckfall-bei-morbus-crohn/
Omega-3-Fettsäuren und gesunde Öle
Pflanzenöle mit einem hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren gelten als sehr gesund und antientzündlich. Aber Vorsicht, je höher der Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren (Omega-3 wie auch Omega-6), umso schneller werden diese Öle ranzig! Es ist sinnvoll, diese Öle schnell aufzubrauchen und bis dahin kühl und dunkel zu lagern – es hat seinen Sinn, dass manche Hersteller ihre Öle in braune Flaschen abfüllen. Auch Nüsse können ranzig werden und sollten innerhalb einiger Monate aufgebraucht werden.
Wichtig ist aber auch, Pflanzenöle mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren nicht zu stark zu erhitzen, der Rauchpunkt sollte nicht überschritten werden. Dann ist es besser, solche Öle zu verwenden, die speziell zum Braten geeignet sind. Diese Öle werden teilweise aus speziell gezüchteten Sonnenblumen- oder Distelsorten hergestellt. Sie enthalten besonders viel Ölsäure – eine einfach ungesättigte Fettsäure, die relativ hitzestabil ist.
Außerdem sind raffinierte Öle länger haltbar und vertragen mehr Hitze als kalt gepresste Öle. Wenn Sie das Öl sowieso nicht oder nicht stark erhitzen, eignet sich auch das heimische Rapsöl sehr gut für die gesunde Küche. Es enthält einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren und kann zu einer besseren Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren beitragen. Und beim Rapsöl brauchen Sie im Gegensatz zum beliebten Olivenöl kaum befürchten, dass es gepanscht ist.
Zweifel an Omega-3: Liegt es an den F-Säuren?
Womöglich geht mancher angebliche Nutzen von Omega-3 in Wirklichkeit auf das Konto der Furanfettsäuren (kurz F-Säuren): Sie finden sich ebenfalls in Seefisch, genau gesagt im Leberfett angereichert. Ursprünglich stammen die F-Säuren aus Meeresalgen, die von manchen Fischarten gefressen werden. In Japan konsumieren auch Menschen viele Algenprodukte aus dem Meer, doch das kommt für viele Schilddrüsenkranke wegen des hohen Jodgehalts nicht in Frage.
Link: Der Mythos vom gesunden Fisch (SWR, 2018)
www.swr.de/wissen/odysso/broadcastcontrib-swr-33570.html
Furanfettsäuren finden sich aber auch in fetten Milchprodukten. Der Gehalt schwankt je nach Fütterung der Kühe (das gilt ebenso für Omega-3-Fette): Weidehaltung und Grünfutter erhöhen den Gehalt an gesunden Fetten. In Zuchtlachs und daraus hergestellten Fischöl-Kapseln sind Furanfettsäuren normalerweise nicht enthalten. Sie verbessern also nur die Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren, aber nicht mit F-Säuren.
Was ist speziell bei Hashimoto antientzündlich?
Das Thema Fette und Öle ist also nicht ganz unkompliziert. Bei einer Hashimoto-Thyreoiditis wird die Sache wieder übersichtlicher: Hier ist wichtig zu wissen, dass vor allem eine jodarme Ernährung antientzündlich für die Schilddrüse ist, in zweiter Linie gilt das für eine gute Versorgung mit Selen. Eine vegane Ernährung ohne Algen eignet sich dafür gut, weil hier praktisch alle Lebensmittel mit hohem Jodgehalt wegfallen. Vegane Nahrung darf aber auch flexibel mit tierischen Produkten ergänzt werden.
Wie streng man wegen einer Hashimoto-Thyreoiditis auf jodarme Ernährung achtet, bleibt allerdings Ansichtssache. Manche möchten sich nicht einschränken, weil ihnen der persönliche Nutzen sehr ungewiss erscheint und sie ohnehin L-Thyroxin brauchen. Dann genügt es, Extreme wie stark jodhaltige Algen zu meiden und in der eigenen Küche das Jodsalz wegzulassen. Andere möchten besonders gut auf sich achten und Hashimoto-bewusst einkaufen: Dann spielt Jod und der Jodgehalt von Lebensmitteln durchaus eine Rolle (Link zu Kapitel 10.1.).
Bei veganer Ernährung ist es wichtig, auf ausreichend Protein zu achten und sich mit geeigneten Proteinquellen zu beschäftigen. In Frage kommen Nüsse und Samen, Hülsenfrüchte und Sojaprodukte, Hefeprodukte und Seitan (Weizeneiweiß), soweit sie vertragen werden. Aber auch Haferflocken und einige andere Getreide können einen Teil des benötigten Proteins liefern. Es gibt außerdem vegane Proteinpulver, die auf Soja, auf Erbsen oder anderen Hülsenfrüchten basieren, neuerdings gibt es auch Hanfprotein zu kaufen. Bei Nüssen und Samen ist es besonders wichtig, sie sehr gründlich zu kauen, damit der Darm enthaltenen Proteine und Fette tatsächlich aufnehmen kann.
Ihre persönliche (Hashimoto-)Ernährung
Wer die veganen Protein-Lieferanten nicht in ausreichenden Mengen verträgt, könnte einen Teil der Mahlzeiten mit ausgewählten tierischen Produkten ergänzen. Es geht nicht um Alles oder Nichts, sondern darum, einen machbaren Weg für sich selbst zu finden: Dafür dürfen Sie auch das Beste und Passende aus verschiedenen Ernährungsstilen kombinieren und müssen nicht einer reinen Lehre folgen. Siehe Übersicht zu Teil 8 – Hashimoto und Ernährung.
Wichtig ist allgemein, individuell nicht gut verträgliche Lebensmittel wegzulassen, um den Darm und möglicherweise auch das Immunsystem nicht unnötig zu reizen. Wenn Sie Symptome bemerken, die mit dem Essen in Verbindung stehen könnten, informieren Sie sich gut über Allergien, Unverträglichkeiten und entsprechende Tests.
Voriges Kapitel: Autoimmun-Protokoll (AIP) und Eliminationsdiäten
Nächstes Kapitel: Glutenfreie Ernährung wegen Hashimoto?
Übernächstes Kapitel: Soja und andere Goitrogene – verboten oder erlaubt?