Mit Robin F. in die Zukunft der Medizin
Ein überraschender Vortrag im Amerikahaus: Zum Ausklang der DLD Conference in München sprach dort Robin Farmanfarmaian – amerikanische Startup-Unternehmerin, Beraterin, Speakerin und Autorin.
Ihr Thema ist der Nutzen, den die Digitalisierung und neue Technologien für Patienten bringen. Und so begegnete ich im Rahmen einer Konferenz zu digitalen Entwicklungen auch meinen eigenen Anliegen in Sachen Gesundheit.
Wer ist Robin Farmanfarmaian?
Robin Farmanfarmaian hat die Autoimmunerkrankung Morbus Crohn, die erst nach 13 Jahren und diversen Irrwegen ärztlich diagnostiziert und wirksam behandelt wurde. Anstatt unnötiger Operationen hätte sie sich gewünscht, dass jemand zu ihr gesagt hätte: Vielleicht gibt es in der Zukunft bessere Lösungen.
Diesem Thema widmet sie sich heute in ihren Vorträgen, ihren Publikationen und im Business: Die Chancen neuer Technologien für Patienten, nicht nur mit Morbus Crohn. Der 3D-Drucker liefert die individuelle Medikamentendosis, der Defibrillator kommt per Drohne, und neue Sensoren auf und unter der Haut liefern medizinische Daten, zum Beispiel über Hormonwerte, den Blutzucker oder den Blutdruck. Manches davon ist schon heute verfügbar. Hier tun sich auch Fragen auf, wem die Daten gehören und wer sie wofür nutzen darf.
Es geht also nicht nur um innovative Medizintechnik: Farmanfarmaian erwähnte auch IBM Watson (Wikipedia), blieb dabei aber recht allgemein bei der hohen Rechenleistung. Was IBM selbst für die Medizin verspricht, kann hier auf deutsch nachgelesen und bei Bedarf bezweifelt werden.
Das Internet macht schon jetzt viele Patienten freier und unabhängiger. Wir können uns online informieren und auf Plattformen austauschen. Robin Farmanfarmaian erwähnte Patientslikeme und Crohnology sowie einige nicht-medizinische Portale, über die man einiges von Zuhause aus regeln kann. Manche Patientin verlässt ihren Behandler und bucht einen beratenden Arzt im Netz, der nicht mal im eigenen Land sitzen muss – Doctor on Demand heißt eins der Angebote. Und wir befinden uns erst am Anfang dieser Entwicklung.
Das Internet verändert das Arzt-Patient-Verhältnis
Viele Schilddrüsenpatienten merken aber schon jetzt: Wir werden zwar durch das Internet freier, doch es kann zu Konflikten mit Old-School-Ärzten kommen, die sich nicht recht an mündige Patienten gewöhnen möchten. Viele Ärzte sehen eher die Nachteile, wenn ihre Patienten bei „Dr. Google“ unterwegs waren und dort womöglich Falsches zutage gefördert haben. Andererseits tragen manche Ärzte ihren Patienten auf, sich im Internet selbst über ihre Krankheit zu informieren. Damit das gut gelingt, brauchen Patienten digitale Medienkompetenz oder zumindest eine Portion Glück.
In der Diskussion nach Farmanfarmaians Vortrag meldete ich mich auch zu Wort und fasste kurz die Situation der autoimmunen Schilddrüsenpatienten zusammen: Unterschiedliche und teils schwer vergleichbare Referenzbereiche der Labors sowie das Beharren mancher Ärzte, anhand normaler Werte sicher beurteilen zu wollen, wie sich jemand damit zu fühlen hat. Ob Robin Farmanfarmaian da etwas Hoffnung oder einen möglichen Ansatz für uns hätte?
Ich dachte dabei an die Labormedizin und die Daten, aber die Antwort der Referentin war ganz klar und im ersten Schritt auch ohne High-Tech und Internet umsetzbar: „Leave the doctors who say your problem is in your head.“
Hier sprach die erfahrene Patientin, die einst ihre überforderten Ärzte feuerte und ihren gesundheitlichen Angelegenheiten selbst in die Hand nahm, mit unterstützenden und hilfreichen Ärzten als Berater. Und so heißt ihr im Dezember 2015 erschienenes Buch The Patient as CEO, d.h. als Geschäftsführer/-in. Eine Übersetzung gibt es nicht – oder noch nicht.
Fotos: Robin Farmanfarmaian im Amerikahaus München
Weitere Links zum Thema
Bio und Mission-Statement von Robin Farmanfarmaian auf ihrer Website
Robin Farmanfarmaian auf Facebook und die Fanseite zum Buch
Interview mit ihr auf Deutsch: Der digitale Patient
Amazon-Links sind Werbelinks (Affiliate)
Bearbeitungsstand: 5. August 2016
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