Bei einer Hashimoto-Thyreoiditis lassen sich oft typische Antikörper gegen die Schilddrüse messen. Diese Kapitel erklärt die Hintergründe und welche Antikörper getestet werden können.

Der Hintergrund: Hashimoto wird von Medizinern auch „chronisch lymphozytäre Thyreoiditis“ genannt. Weiße Blutkörperchen (Lymphozyten) greifen die Schilddrüse an, weil das Immunsystem falsch programmiert ist. Dabei wird Schilddrüsengewebe geschädigt, als Reaktion darauf bilden sich Antikörper gegen die Thyreoperoxidase (kurz AK-TPO oder TPO-AK genannt, früher MAK).

Wer es ganz genau wissen möchte: Die Thyreoperoxidase ist ein Enzym, das in den Schilddrüsenzellen vorkommt und an der Bildung der Hormone beteiligt ist (mehr dazu im nächsten Kapitel). Wenn es in die Blutbahn gelangt, weil die Schilddrüse angegriffen wird, bildet das Immunsystem die typischen Antikörper.

Interpretation der TPO-Antikörper (TPO-AK)

Die TPO-AK sind also nicht die Übeltäter und Verursacher der Hashimoto-Thyreoiditis, aber ein typisches Merkmal der Krankheit: Bei den meisten Betroffenen finden sich erhöhte TPO-AK, die deutlich auf eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse hinweisen. Erhöhte Werte könnten bei Frauen aber auch im Fall einer postpartalen Thyreoiditis vorkommen, die im ersten Halbjahr nach einer Entbindung ausbrechen kann und nicht sicher von der Hashimoto-Thyreoiditis abgrenzbar ist.

Sind diese Antikörper nur schwach erhöht, gilt das nicht als eindeutiger Hinweis auf Hashimoto: Auch andere Schilddrüsenerkrankungen können mit leicht erhöhten Antikörpern einhergehen. Wenn die TPO-AK grenzwertig oder ganz leicht erhöht sind und sonst alles in Ordnung ist, wäre es auch möglich, dass diese Tendenz zu Hashimoto sehr milde und unauffällig verläuft und derzeit keine Behandlung braucht. Aber auch dann sind erhöhte Antikörper ein Grund, die Entwicklung langfristig zu beobachten, anstatt sich vorschnell für gesund erklären zu lassen und die Schilddrüse ganz aus den Augen zu verlieren.

Wenn keine TPO-AK nachweisbar sind, schließt das die Diagnose Hashimoto nicht sicher aus, doch das wird nicht immer bedacht. Immerhin sind erhöhte TPO-AK der Laborbefund, der eine Hashimoto-Thyreoiditis häufig aufdeckt, und so liegt ein falscher Umkehrschuss nahe, wenn sich jemand nicht sehr gründlich mit der Materie befasst hat. Auch sonst gibt es leider keinen Ausschlusstest für Hashimoto, auf den hundertprozentig Verlass wäre.

Schilddrüse: „Es ist eine Puzzleteil-Diagnose“ (Interview mit L. Brakebusch im Standard (2009))
https://www.derstandard.at/story/1233586884999/schilddruese-es-ist-eine-puzzleteil-diagnose

Weitere Schilddrüsen-Antikörper

Wenn ein Verdacht auf ein Schilddrüsenproblem besteht, aber keine erhöhten TPO-AK gefunden wurden, kann das Blut noch auf Antikörper gegen Thyreoglobulin (TG-AK oder TAK) getestet werden. Erhöhte TG-AK sind bei mehr als der Hälfte der Hashimoto-Kranken messbar, darunter sind auch Menschen, die keine TPO-AK haben. Und so könnten die TG-AK ein weiteres Puzzleteil in der Diagnostik liefern. Möglicherweise gibt es noch weitere Hashimoto-typische Antikörper, die aber noch nicht entdeckt sind.

Schließlich gibt es noch die TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK). Leicht positive TRAK, eigentlich typisch für Morbus Basedow, treten sporadisch bei Hashimoto begleitend auf, und auch sie weisen auf eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse hin. Das muss aber nicht bedeuten, dass ein Basedow vorausging – wenn Sie sich nicht an typische Symptome der Überfunktion erinnern (Link zurück zu Kapitel 1.3), ist das unwahrscheinlich.

Deutlich erhöhte TRAK lösen meistens eine Basedow-Überfunktion mit erhöhten freien Hormonwerten und entsprechenden Beschwerden aus. Aber auch blockierende oder inaktive TRAK sind möglich. Falls der Unterschied für die Diagnose und Behandlung wichtig sein sollte, könnte neuerdings der TSI-Wert gemessen werden, der nur die aktiven TRAK erfasst, welche die Schilddrüse tatsächlich stimulieren. Ein TSI-Test wird aber noch nicht von jedem medizinischen Labor angeboten.

Hashimoto-Thyreoiditis ohne Antikörper

Gelegentlich kommt es vor, dass jemand eine Hashimoto-Thyreoiditis ganz ohne nachweisbare Schilddrüsen-Antikörper hat, oder dass viele Jahre nach dem Beginn der Krankheit keine Antikörper mehr messbar sind. Das nennt man eine seronegative Hashimoto-Thyreoiditis. Manche Ärzte sprechen auch von einer abgelaufenen oder ausgebrannten Thyreoiditis oder von einem Zustand nach Hashimoto, obwohl die Krankheit in den meisten Fällen noch vorhanden ist.

Wenn bei einer Tendenz zur Unterfunktion oder bei verdächtigen Beschwerden keine Antikörper gefunden werden, kann die Ultraschall-Untersuchung besonders wichtig sein, um Klarheit zu gewinnen. Sie gehört aber auch bei Menschen mit erhöhten Antikörpern zur vollständigen Diagnostik dazu und ist im übernächsten Kapitel genauer erklärt.

Nächstes Kapitel: Thyreoglobulin und Kalzitonin

Übernächstes Kapitel: Ultraschall (Sonografie) der Schilddrüse