Schilddrüsenhormone sind das am häufigsten verordnete Medikament in Mitteleuropa. Vielleicht überrascht Sie das gar nicht sehr – wenn jemand eine Unterfunktion der Schilddrüse hat, gilt das ja als mehr oder weniger normal. Auch andere Probleme sind weit verbreitet, zum Beispiel die vergrößerte Schilddrüse, die umgangssprachlich als Kropf bekannt ist. Doch genauer betrachtet, wissen die meisten Menschen nur wenig über das lebenswichtige Organ: Es ist nicht allgemein bekannt, dass eine Unterfunktion der Schilddrüse meistens auf einer Autoimmunerkrankung beruht, nämlich der Hashimoto-Thyreoiditis.
Wenn in Zeitungen und Zeitschriften über die Schilddrüse berichtet wird, steht meist ein anderes Thema im Mittelpunkt – das Spurenelement Jod: Manche Beiträge suggerieren, eine großzügige Versorgung mit Jod schütze generell vor Erkrankungen der Schilddrüse. Tatsächlich bewahrt ausreichend Jod nur vor Jodmangel, nicht vor Schilddrüsenproblemen aller Art. Bei manchen Krankheiten könnte eine tägliche Extraportion Jod sogar schaden, auch bei einer Unterfunktion ist es nicht automatisch unbedenklich.
Hormone haben einen schlechteren Ruf als Jod. Viele Frauen denken bei diesem Stichwort zuerst an die weit verbreitete Hormonersatztherapie in den Wechseljahren, deren Risiken vor einigen Jahren weltweit Schlagzeilen machten. Hormone werden oft mit einem künstlichen und womöglich unnötigen Eingriff in einen natürlichen Ablauf verbunden. Und mancher Mann denkt womöglich, Hormone seien ein Frauenproblem, das ihn nicht viel angeht.
Doch in Sachen Schilddrüse sieht es anders aus. Wer eine Tendenz zur Unterfunktion oder eine Hashimoto-Thyreoiditis hat, kommt an Schilddrüsenhormonen wahrscheinlich nicht dauerhaft vorbei. Zum Glück sind diese unbedenklich, wenn sie vernünftig eingesetzt werden. Doch wie wird eine Unterfunktion eigentlich festgestellt, und wann sind Hormone sinnvoll? Genügt es, wenn der Arzt sagt, dass die Werte im Normalbereich liegen? Und auf welche Laborwerte kommt es überhaupt an? Ist zusätzliches Jod nötig oder nicht?
Dieser Ratgeber richtet sich an alle, die sich in solchen Fragen nicht gut beraten fühlen und sich deshalb selbst informieren möchten. Er kombiniert praktische Erfahrungen und medizinische Fakten, und zwar aus der Perspektive der betroffenen Patientinnen und Patienten. Die weit verbreitete Erwartung, dass Ärzte immer von selbst den Dingen auf den Grund gehen und das Notwendige veranlassen, wird von der Wirklichkeit leider nicht immer eingelöst, in manchen Bereichen ist das sogar noch die Ausnahme. Umso wichtiger kann es deshalb werden, selbst gut informiert zu sein. Manchmal müssen Betroffene selbst etwas Detektivarbeit leisten, um ihrem Problem auf die Schliche zu kommen, und ihren Ärzten einen Wink geben.
Der Ratgeber erschien erstmals 2012 und wurde seitdem mehrfach aktualisiert. Die überarbeitete Version aus dem Jahr 2020/21 können Sie mittlerweile im Volltext auf dieser Website lesen.
>> Erstes Kapitel: Die Symptome der Unterfunktion
>> Hinweise zur Nutzung und zum Urheberrecht
>> zu den Infos über das Taschenbuch „Schilddrüsen-Unterfunktion, Hashimoto und Hormone“ (Stand: 2015)