Bei der Paläo-Ernährung oder Paläo-Diät geht es darum, nur das zu essen, was es im Prinzip schon in der Steinzeit (im Paläolithikum) gab: Eier und Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte, Obst und Gemüse, Kräuter und Pilze, Nüsse und Samen, Honig und Ahornsirup. An Fetten sind kalt gepresste Pflanzenöle, Kokosprodukte (auch Kokosmehl) sowie tierische Fette erlaubt – nicht nur Speck, sondern sogar geklärte Butter (Ghee).
Verboten sind alle anderen Milchprodukte, Wurst, Hülsenfrüchte, Sojaprodukte, Kartoffeln, Getreide, raffinierte Öle und Fette, Zucker und Alkohol. Es gibt auch Varianten, die ab und zu Getreide und Kartoffeln in geringen Mengen erlauben. Die Anhänger propagieren „Paläo“ weniger als zeitlich begrenzte Diät, sondern meist als dauerhaften Ernährungsstil, der unter den Fans als besonders natürlich und gesund gilt – quasi als artgerechte Ernährung für Menschen.
Inhalte dieses Kapitels
Wie echt ist die Steinzeit- oder Paläo-Diät?
Bei den oben genannten Lebensmitteln merkt man schon, dass „Paläo-Diät“ ein dehnbarer Begriff ist und man die Sache mit der Steinzeit nicht allzu wörtlich nehmen braucht: Der Getreideanbau ist historisch älter als die Kuhhaltung und damit auch älter als die Gewinnung von Ghee in Indien. Die meisten Gemüse, die in der Paläo-Diät erlaubt sind, sind aus Wildpflanzen gezüchtet und haben mit ihren steinzeitlichen Vorfahren nur noch wenig gemeinsam: Die Karotte geht auf die Wilde Möhre zurück, der Chicorée auf die Wegwarte … Beim Obst, auch bei den Beeren, sieht es nicht viel anders aus.
Außerdem gibt es historisch gesehen keine einheitliche Steinzeit-Ernährung: Der Allesesser Mensch hat damals in den verschiedenen Klimazonen der Erde ganz unterschiedliche Lebensmittel gegessen. In warmen Regionen gehörten auch Insekten als Proteinquellen dazu, aber sicher keine Paläo-Muffins aus Beeren, Datteln und Kokosmehl. Übrigens werden Insekten auch heute in vielen Ländern verspeist und sind neuerdings auch in Europa zu haben. In den Niederlanden gibt es sogar schon Hackfleisch aus Würmern und Maden. Den Durchbruch in der Paläo-Bewegung haben Insekten und Würmer aber noch nicht erlebt.
Paläo-Ernährung und andere Diäten
Im Großen und Ganzen erinnert die Paläo-Diät stark an die Low-Carb-Ernährung (Link zum vorigen Kapitel). Falls jemand süßes Obst, Honig und Ahornsirup kaum verwendet, die eigentlich erlaubt wären, läuft „Paläo“ auf eine No-Carb-Diät hinaus. Dementsprechend sehen auch die gesundheitlichen Vor- und Nachteile aus.
Wenn die Paläo-Ernährung ohne entsprechende Getreide praktiziert wird, ist sie auch glutenfrei. Gluten ist in Weizen, Dinkel, Grünkern, Roggen und Gerste enthalten, durch Verunreinigung in geringen Mengen auch in Hafer. Auch die alten Getreidearten Einkorn und Emmer, die in der Jungsteinzeit gezüchtet wurden, enthalten Gluten.
Paläo-Diät und Umweltschutz
Ein Ernährungstrend, der mit einem hohen Konsum an herkömmlichem Fleisch und Fisch einher geht, ist problematisch für Natur und Klima. Bei der Klimabilanz schlägt allerdings das Rindfleisch stärker zu Buche als Schwein, Geflügel und Eier. Wenn Rindfleisch nachweislich aus extensiver Weidehaltung stammt, sieht die Bilanz etwas besser aus als bei herkömmlichem Rind. Hinzu kommen gesundheitliche Vorteile: Beim Weiderind sind die enthaltenen Fettsäuren günstiger zusammengesetzt als beim Fleisch von Tieren, die das ganze Jahr im Stall stehen und anderes Futter fressen. Im Prinzip gelten diese Unterschiede auch für Schweinefleisch, allerdings ist Schwein aus Weidehaltung schwerer zu bekommen als Weiderind. Mit Wildschwein sieht es schon besser aus – Wildschweine gibt es in Mitteleuropa sowieso mehr als genug.
Beim Konsum von Meeresfischen sollte man die Überfischung der Meere und auch die Schadstoffbelastung der Fische bedenken, zum Beispiel mit Schwermetallen. Stammt Seefisch aus Aquakulturen, fällt zwar das Problem der Überfischung komplett weg, aber es werden üblicherweise Antibiotika und weitere problematische Stoffe eingesetzt.
Bei Süßwasserfischen sieht es insgesamt besser aus. Hinzu kommt, dass sie weniger Jod enthalten als Seefisch (Meeresfisch) und deshalb bei einer Hashimoto-Thyreoiditis besser geeignet sind. Aber auch bei Fischen aus Teichwirtschaft hängt die Qualität davon ab, was gefüttert wird, ebenso ist es beim Jodgehalt.
Was sagt die Wissenschaft zur Paläo-Diät?
Was mögliche gesundheitliche Effekte der Paläo-Diät angeht, sind einige davon wissenschaftlich untersucht: Paläo-Ernährung ist geeignet, um das Gewicht zu reduzieren. Sie wirkt sich außerdem vorteilhaft aus, wenn jemand Diabetes 2 oder Bluthochdruck hat (Link zu Kapitel 7.5). Möglicherweise wirkt sich Paläo überhaupt günstig aus, wenn jemand vom metabolischen Syndrom betroffen ist. Allerdings gibt es keine wissenschaftlichen Erkenntnisse darüber, wie sich die Paläo-Diät auf den Verlauf einer Hashimoto-Thyreoiditis auswirkt.
Link: Paläo-Diät – ernährungswissenschaftliche Bewertung
www.dge.de/gesunde-ernaehrung/diaeten-und-fasten/paleo-1
Link: Überlegungen eines Morbus-Crohn-Patienten zur Paläo-Diät
www.feuer-im-darm.de/warum-die-paleo-diaet-bei-morbus-crohn-und-colitis-ulcerosa-unsinn-ist/
Was könnte man aus der Paläo-Ernährung sonst noch für sich mitnehmen? Wer sich mehr Natur in der Ernährung wünscht, könnte anfangen, Wildkräuter zu sammeln und in der Küche zu verwenden. Zu diesem Thema gibt es nicht nur Bücher und Vorträge, sondern auch Führungen und Kräuterwanderungen an vielen Volkshochschulen, in Bildungshäusern und bei manchen Vereinen.
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