Eisenmangel ist in der Bevölkerung weit verbreitet. Eisen geht in erster Linie durch Blutungen verloren, sodass vor allem Frauen im gebärfähigen Alter betroffen sind. Das gilt erst recht für Frauen, die an stark blutenden Myomen leiden. Auch Menschen mit Magen- und Darmblutungen verlieren viel Eisen. Entzündliche Darmerkrankungen und Zöliakie gehen häufig mit einem Eisenmangel einher, möglicherweise auch die Hashimoto-Thyreoiditis. Es gibt aber auch Betroffene, die nicht dazu neigen, sie sollten dann keine Eisenpräparate einnehmen.

Dafür braucht der Körper genug Eisen

Eisen ist ein wichtiger Bestandteil des Hämoglobins, das ist der Blutfarbstoff in den Erythrozyten. Diese sind für den Sauerstofftransport im Organismus zuständig. Rund zwei Drittel des gesamten Eisens im Körper entfallen auf das Hämoglobin. Für die Blutbildung wird also viel Eisen gebraucht – am meisten in der Schwangerschaft, im jugendlichen Wachstum und beim Leistungssport.

Neben diesem wichtigen und gut bekannten Punkt hat Eisen noch viele andere Aufgaben im Körper. Es ist ein Baustein der Thyreoperoxidase: Dieses Enzym spielt eine Hauptrolle beim Aufbau von Schilddrüsenhormonen aus der Aminosäure Tyrosin. Folglich könnte ein Eisenmangel indirekt die Schilddrüsenwerte beeinflussen, außerdem kann er eine Tendenz zum Jodmangelkropf verstärken (Link zu Kapitel 2.8.). Ein Ersatz für eindeutig benötigte Schilddrüsenhormone sind Eisenpräparate aber nicht. Auch viele weitere Enzyme und Hormone könnte der Körper ohne Eisen gar nicht herstellen und verwerten. Es wird auch für den Abbau von Cortisol gebraucht, damit besteht ein gewisser Bezug zu Stress.

Link: Der Einfluss von Eisenmangel auf die Schilddrüsenfunktion. Eine retrospektive Querschnittsstudie (Doktorarbeit der Medizin an der LMU München, 2009)
https://edoc.ub.uni-muenchen.de/10485/1/Lorenz_Gernot_Johannes.pdf

Symptome des Eisenmangels

Der durchschnittliche Tagesbedarf liegt bei etwa 15 mg, bei Männern niedriger als bei Frauen. Im Lauf einer Schwangerschaft steigt der Bedarf fast auf das Doppelte. Bei diesen Angaben ist bereits eingerechnet, dass nur 10 % des Eisens aus der Nahrung tatsächlich aufgenommen werden.

Steht dem Körper nicht genug Eisen zur Verfügung, zeigen sich früher oder später die ersten Symptome. Typisch sind Müdigkeit und Antriebsschwäche, Frieren und Blässe, brüchige Haare und Nägel, trockene und schuppige Haut, manchmal auch Zungenbrennen oder wunde Mundwinkel. Bei körperlicher Belastung können Kurzatmigkeit und Herzklopfen auftreten, weil die Versorgung mit Sauerstoff nicht mehr optimal ist. Wer Sport treibt, kommt hier schneller an spürbare Grenzen als weniger aktive Menschen. Bei starkem Eisenmangel kann sogar die Immunabwehr geschwächt sein, sodass Erkältungen und andere Infekte begünstigt werden.

Eisenmangel im Blut feststellen

Im kleinen wie im großen Blutbild wird ein Eisenmangel erst sichtbar, wenn die Speicher geleert sind: Erst dann sinkt der Hämoglobinwert allmählich ab. Wer es nicht so weit kommen lassen möchte, kann neben dem Blutbild auch einmal den Ferritinwert messen lassen, der die Eisenreserven des Körpers abbildet. Der Eisenwert im Serum unterliegt dagegen starken Schwankungen und ist kein verlässliches Maß für die Eisenversorgung. Ob ein schlechter Ferritinwert schon spürbare Symptome verursacht, wenn das Blutbild noch in Ordnung ist und der Hämoglobinwert gut, ist aber fraglich.

Ein Ferritinwert unter 30 ng/ml gilt jedenfalls als Eisenmangel. Manches Labor setzt aber speziell für Frauen niedrigere Referenzwerte an als für Männer, weil Frauen wegen der Menstruation im Durchschnitt niedrigere Ferritinwerte aufweisen. Das bedeutet jedoch nicht, dass Frauen weniger Eisen bräuchten als Männer, eher ist das Gegenteil richtig: Frauen haben häufiger Eisenmangel und sollten ihren Speicher füllen, wenn medizinisch nichts dagegen spricht.

Wo sollte der Ferritinwert liegen?

Spätestens wenn der Ferritinwert erniedrigt ist, sollten Sie die Reserven auffüllen und danach möglichst versuchen, den Wert langfristig über 50 oder 70 ng/ml zu halten. Einen exakten oder idealen Zielbereich gibt es nicht. Ferritin darf auch etwas über 100 liegen, um etwas Puffer für eine geplante Schwangerschaft oder eine geplante größere Operation zu haben, die Blutverluste mit sich bringen kann.

Allerdings könnte ein scheinbar gut aussehender Ferritinwert auch durch Entzündungen im Körper erhöht sein. Ein wichtiger Hinweis auf Entzündungen im Körper ist, wenn das C-reaktive Protein (CRP-Wert) erhöht ist. Wird tatsächlich eine Entzündung festgestellt, sollte man sich zuerst darum kümmern und den Eisenspeicher später auffüllen.

Zusätzlichen Aufschluss gibt die Transferrin-Sättigung, die bei Eisenmangel niedrig ist. Falls dieser Wert erhöht ist, sollte die Ursache unbedingt medizinisch geklärt werden, bevor Eisen eingenommen wird. Wer die Eisenspeicherkrankheit hat, darf nämlich kein Eisen einnehmen, weil das zu Leberschäden führen würde. Auffallend hohe Ferritinwerte können aber auch auf andere Leberkrankheiten oder eine Insulinresistenz hinweisen.

Seit einigen Jahren wird eine gute Eisenversorgung in der Langlebigkeitsforschung auch kritisch diskutiert, was den Eisenspeicher (Ferrtitinwert) betrifft: Die Frage ist, ob und in welcher Weise Eisen möglicherweise zum Alterungsprozess des Körpers beiträgt. Doch solange keine klaren Ergebnisse vorliegen, brauchen Menschen mit einem gesunden Eisenstoffwechsel nicht auf eine gute Versorgung verzichten. Menschen mit einer Insulinresistenz könnten beim Auffüllen der Reserven etwas vorsichtiger sein.

Was tun, wenn Eisen nicht vertragen wird?

Eisen-TablettenAber nicht jeder Mensch verträgt Eisenpräparate gut. Falls Verstopfung das einzige Problem dabei ist, hilft es möglicherweise schon, die Dosis vorerst zu reduzieren: Eisenkapseln lassen sich öffnen. Außerdem gibt es in der Drogerie niedrig dosierte Eisentabletten, die nur den Tagesbedarf enthalten und mit Vitaminen kombiniert sind. Auf diesen Wegen könnten Sie mit einer niedrigen Eisendosis beginnen und diese langsam steigern, damit sich der Körper daran gewöhnt. Vielleicht genügt es auch, zu einer anderen Tageszeit eine normale Portion Magnesium einzunehmen, welches tendenziell leicht abführend wirkt (Link zu Kapitel 10.6.).

Die Wirkung der Eisentabletten überprüfen Sie, indem Sie nach einigen Monaten den Ferritinwert erneut kontrollieren. Wie schnell sich die Speicher wieder leeren, ist sehr unterschiedlich. In manchen Fällen ist es sinnvoll, langfristig eine mäßige Erhaltungsdosis einzunehmen, die ungefähr den Tagesbedarf deckt. Wenn Eisenpräparate trotz richtiger Einnahme und großzügiger Dosierung nicht richtig anschlagen, könnte es an einer unbehandelten Schilddrüsen-Unterfunktion oder an einem Kupfermangel liegen.

Alternativen zu Eisen-Tabletten?

Eisen aus tierischer Nahrung wird besser aufgenommen als pflanzliches Eisen. Die Eisen-Aufnahme aus pflanzlicher Kost kann durch Vitamin C deutlich verbessert werden. Bei der Nahrung auf Eisen zu achten, reicht aber normalerweise nicht aus, um bereits geleerte Speicher wieder aufzufüllen: 100 Gramm Muskelfleisch enthalten nur wenige Milligramm Eisen, die nur zum Teil aufgenommen werden und allenfalls den Tagesbedarf decken.

So ist es kein Wunder, dass ein niedriger Ferritinwert auch bei gesunden Frauen mit Menstruation nicht selten ist, selbst wenn sie fast täglich Fleisch essen. Andererseits ist es auch nicht ausgeschlossen, mit veganer Ernährung ausreichend Eisen aufzunehmen. Wenig oder kein Fleisch zu essen und fehlendes Eisen nach Bedarf zu ergänzen, ist insgesamt gesünder als rotes Fleisch in großen Mengen zu konsumieren.

So nehmen Sie Eisen richtig ein

Eisenpräparate nehmen Sie nüchtern mit einem Glas Wasser, etwa 30 bis 60 Minuten vor dem Essen, getrennt von anderen Spurenelementen und Mineralien. Vitamine zum Eisen zu nehmen ist generell kein Problem, Vitamin C verbessert sogar die Aufnahme mancher Eisenverbindungen. Eisen darf aber auch direkt vor dem Schlafengehen eingenommen werden.

Wenn Eisenkapseln nicht vertragen werden oder der Hämoglobinwert stark erniedrigt ist, können Eiseninfusionen eine schnelle Alternative zu Kapseln und Tabletten sein. Auch bei entzündlichen Darmerkrankungen sind die Infusionen die bessere Lösung.

Voriges Kapitel: Selen für die Hashimoto-Schilddrüse

Nächstes Kapitel: Zinkmangel erkennen und vorbeugen

Übernächstes Kapitel: Kupfer und Mangan (sowie HPU/KPU)