Risikogruppe wegen der Schilddrüse?
April 2020: In Deutschland gibt es nun offiziell über 100.000 nachgewiesene Infektionen mit dem neuen Coronavirus. Die Pandemie breitet sich weiter aus, wenn auch gebremst. Was heißt das für Menschen mit einer Hashimoto-Thyreoiditis oder einem anderen Schilddrüsenproblem? Sind wir eine Covid-19-Risikogruppe, und was heißt das eigentlich?
Wenn bei diesem Thema von Risikogruppen die Rede ist, ist gemeint, dass bestimmte Bevölkerungsgruppen im Fall einer Ansteckung mit dem Coronavirus bzw. einer Covid-19-Erkrankung ein höheres Risiko auf einen schweren Verlauf haben. Dieser Blogartikel will keine offizielle Definition geben, sondern einige Zusammenhänge erklären:
Die Website des Robert-Koch-Instituts (eine deutsche Bundesbehörde, die für Krankheiten zuständig ist) listet Personengruppen, die nach bisherigen Erkenntnissen ein höheres Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben, auf seiner Website auf. Dabei wird auch klar, warum im Zusammenhang mit Coronavirus und Risikogruppen oft von Menschen mit Autoimmunerkrankungen die Rede ist: Wer immunsuppressive Medikamente nimmt, zum Beispiel gegen Rheuma, schwächt auch die Abwehrkräfte gegen Viren.
Schilddrüse, Immunsystem und Coronavirus
Bei einer Unterfunktion oder einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse ist eine immunsuppressive Behandlung nicht nötig. Eine Ausnahme kann eine Basedow-Augenbeteiligung sein, bei der in akuten Phasen oft Cortison gegeben wird. Ohne derartige Medikamente bedeutet eine Autoimmunerkrankung also kein geschwächtes Immunsystem, sondern eine überaktive Immunabwehr. Ob uns das beim Coronavirus vielleicht sogar nutzen könnte, soll damit aber nicht direkt behauptet werden. Ein Vierteljahr ist auch gar nicht genug Zeit, um alle besonderen Konstellationen rund um das Coronavirus und die zugehörige Covid-19-Krankheit einzuschätzen und zu erforschen.
Eine Hashimoto-Thyreoiditis kann aber indirekt einige Probleme mit sich bringen oder von welchen begleitet sein, die beim Coronavirus höheren Risiken entsprechen. Dazu zählen vor allem Diabetes und Bluthochdruck, aber auch Übergewicht. Achten Sie darauf, bei allen Krankheiten medikamentös gut eingestellt zu sein, soweit das möglich ist.
Auch bei Asthma ist das besonders wichtig, um Probleme durch verengte Bronchien und Luftnot zu vermindern oder zu vermeiden. Ab und zu kommt es auch bei einer Unterfunktion der Schilddrüse vor, dass jemand schlechter Luft bekommt – dann sollte möglicherweise die L-Thyroxin-Dosis genauer angepasst werden. Tipps dazu finden Sie im Online-Ratgebers dieser Website, und zwar im Teil 3 zur Behandlung mit L-Thyroxin – darin ist auch ein Kapitel über Anpassungen der L-Thyroxin-Dosis enthalten.
Da das Coronavirus bzw. die Covid-19-Erkrankung oft auf die Lunge schlägt, wäre jetzt für Raucher ein guter Zeitpunkt, um damit aufzuhören. Danach verbessert sich die Atmung recht schnell.
Dem Coronavirus aus dem Weg gehen – auch beim Arzt
Was können Sie sonst noch tun? Schlafen Sie genug, meiden Sie Alkohol, gehen Sie an die frische Luft, machen Sie etwas Ausdauertraining – also Spaziergänge, Joggen, Walken oder Radfahren.
Das Coronavirus kann vor allem bei zu geringem Abstand voneinander über die Atemluft übertragen werden – das gilt besonders bei Gedränge und in geschlossenen Räumen. Wenn sich jemand knapp an Ihnen vorbei drängt und Ihnen dabei unwohl ist, können Sie versuchen, während der erzwungenen Begegnung auszuatmen statt ein. Es ist aber auch wichtig, sich nicht wegen Kleinigkeiten verrückt zu machen, denn zuviel unguter Stress kann das Immunsystem vorübergehend schwächen.
Wer Angst hat, sich in einer Arztpraxis mit dem Coronavirus anzustecken, muss Ärzte nicht monatelang meiden: Manche Dinge lassen sich gut per Telefon oder Video besprechen. Die meisten Ärzte sind bereit, zurückzurufen, die Versichertenkarte kann oft später im Quartal gebracht oder eingeschickt werden. Wenn Sie dringend Schilddrüsenwerte brauchen oder aus anderen Gründen persönlich in die Praxis kommen müssen, lässt sich oft bei einem Anruf klären, zu welcher Tageszeit am wenigsten los ist. In manchen Praxen ist der Betrieb erheblich reduziert, was auch das Ansteckungsrisiko vermindert.
Was bringt eine Gesichtsmaske als Schutz vor dem Coronavirus? In jedem Fall schützen die maskierten Menschen einander vor einer feuchten Aussprache und großen Tröpfchen beim Husten und Niesen. Auch die Ausbreitung der Atemluft wird durch gute Masken gebremst – das kann ebenfalls etwas bringen, wenn dadurch weniger Viren in Umlauf kommen. Wichtig ist, die Maske beim Sprechen nicht wegzuziehen, wie es leider viele tun. Die Maske sollte gut sitzen und nach Gebrauch gewaschen oder entsorgt werden. Wer sie wiederverwenden möchte, weil sie nur kurz getragen wurde, sollte sie mit sauberen Händen abnehmen und beiseite legen. In diesem Fall ist es am besten, wenn man mehrere Masken hat und sie abwechselnd trägt.
Sich mit Vitaminen vor dem Coronavirus schützen?
Man liest in diesen Tagen oft davon, wie wichtig viel Obst und Gemüse seien, um das Virus abzuwehren. Allerdings sind auch andere Nahrungsbestandteile für das Immunsystem wichtig, die kaum oder gar nicht in Obst und Gemüse enthalten sind: Eisen, Zink, Selen, Vitamin D und Proteine.
Auf angeblich keimtötende Lebensmittel, die ein „Ernährungsdoc“ des NDR im März 2020 in einer Fernseh-Sondersendung zum Coronavirus empfahl, ist dagegen kein Verlass: Unter Keimen kann vieles verstanden werden, ein leicht antibakteriell wirkender Stoff würde zum Beispiel keine Viren töten. Nicht einmal Antibiotika helfen gegen Viren, deshalb ist die Situation rund um das Coronavirus so schwierig.
Das heißt also: Wer sich bereits ausgewogen ernährt und gut mit Vitaminen und Spurenelementen versorgt ist, braucht während einer Pandemie nichts daran ändern. Viele Hashimoto-Betroffene kümmern sich ohnehin gut um diese Themen, weil sie Mängel und zusätzliche Schwachstellen vermeiden möchten. Konzentrieren Sie sich auf das Wichtigste – beim Coronavirus sind das genug Abstand und die bekannten Tipps zur Hygiene.
Zum Weiterlesen – vielleicht auch interessant:
Vitamin-D-Mangel vorbeugen (Blogartikel)
Leben mit Hashimoto-Thyreoiditis (Kapitel im Online-Ratgeber)
Bearbeitungsstand: 10. September 2021
Vielen Dank für die Aufklärung, mein Arzt konnte mir nichts dazu sagen..
Liebe Grüße und gute Gesundheit