Carotinoide sind die Provitamine, also Vorstufen des Vitamins A. Das bekannteste davon ist Betacarotin, der Körper kann es normalerweise selbst in Vitamin A umwandeln. In der Überfunktion, in der Unterfunktion oder bei Diabetes klappt das aber nicht unbedingt optimal. Damit der Vitamin-A-Stoffwechsel optimal funktioniert, ist außerdem eine gute Zinkversorgung wichtig (Link zu Kapitel 10.4. des Ratgebers). Die Leber dient als Speicherorgan für Vitamin A.

Betacarotin ist aber nicht nur als Vitamin-A-Vorstufe wichtig, sondern hat auch eigenständige Funktionen im Körper.

Betacarotin kommt in vielen pflanzlichen Lebensmitteln vor, besonders in Karotten und Süßkartoffeln. Aber auch Kürbis, bunte Paprika und Grünkohl sind gute Quellen, beim Obst sind es Aprikosen, Pfirsiche, Mangos und Papayas. Außerdem tragen Spinat, Mangold, Blattsalate und Küchenkräuter ein wenig zur Versorgung bei. Das eigentliche Vitamin A ist nur in tierischen Quellen enthalten, besonders hoch konzentriert in der Leber.

Erhöhter Bedarf und Mangel an Vitamin A

Der Vitamin-A-Bedarf wird durch verschiedene Einflüsse tendenziell erhöht: Entzündungen, Stress, intensive Sonnenbäder, Alkoholkonsum, Rauchen und Luftverschmutzung. Auch bei veganer Ernährung kann Vitamin A knapp werden, weil die tierischen Quellen wie Leber, Fisch und Ei fehlen. Störungen der Fettverdauung bringen mit sich, dass Betacarotin und Vitamin A weniger gut aufgenommen werden, dasselbe gilt für die ebenfalls fettlöslichen Vitamine E, D und K.

Ein Vitamin-A-Mangel kann verschiedene Symptome nach sich ziehen: Die Anfälligkeit für Infektionen kann steigen. Haut und Haare können trocken werden. Aber auch die Augen und andere Schleimhäute können betroffen sein – man spricht vom Sicca-Syndrom, das bei Hashimoto nicht selten ist. Die Ursache des Sicca-Syndroms ist aber nicht eindeutig geklärt, sodass eine Behandlung mit Vitamin A ein Versuch mit offenem Ausgang wäre.

Link: Blogartikel über Vitamin A
http://schilddruesen-unterfunktion.de/2016/05/schilddruese-vitamin-a-mangel-betacarotin/

Bei einem sehr starken Mangel an Vitamin A kann es im Extremfall zu Nachtblindheit und weiteren Sehproblemen kommen, der Geruchssinn und die Fruchtbarkeit können beeinträchtigt werden, schlimmstenfalls wird Krebs begünstigt.

Tagesbedarf an Vitamin A

Vitamin A als Kapseln und TablettenLaut Deutscher Gesellschaft für Ernährung (DGE) brauchen Frauen etwa 800 µg Vitamin A pro Tag, Männer 1.000 µg und Schwangere 1.500 µg (das sind 1,5 mg). Im Einzelfall könnte der persönliche Bedarf auch darüber liegen. Schwangere sollten die genannte Grenze allerdings nicht überschreiten, weil eine Überversorgung schaden kann.

Retinol ist eine der chemischen Verbindungen, die unter Vitamin A zusammengefasst werden. Die anderen sind Retinaldehyd (Retinal), Retinylpalmitat und Retinsäuren, teilweise kann sie der Körper ineinander umwandeln. Betacarotin steht in der Nahrung in viel größeren Mengen zur Verfügung als Vitamin A. Deshalb wird es in den Lebensmitteltabellen immer in Milligramm (mg) angegeben oder in Retinol-Äquivalente (RÄ/RE) umgerechnet.

Vitamin-A-Mangel im Labor messen

Retinol kann im Blut gemessen werden, auf diese Weise kann zumindest ein starker Vitamin-A-Mangel festgestellt werden. Rein vorbeugend sollten Sie Vitamin A nur behutsam einnehmen oder die Laborwerte kontrollieren, denn Überschüsse werden nicht ausgeschieden, sondern in der Leber gespeichert. Das sollten solche Anwender bedenken, die eine zeitlang deutlich mehr als den Tagesbedarf einnehmen möchten oder zusätzlich oft Leber oder Leberwurst essen: Eine Portion von 100 g Kalbsleber liefert 22 mg Vitamin A, 100 g Schweineleber machen fast 40 mg aus.

Nimmt man mehr Vitamin A zu sich als der Körper braucht, zeigt sich das nicht immer direkt im Retinol-Spiegel, weil die eigene Leber dann weniger Retinol an das Blut abgibt. Der Körper versucht also möglichst lange, ein Gleichgewicht zu erhalten.

Nimmt jemand längerfristig zu viel Vitamin A auf, kann das den Knochenstoffwechsel beeinflussen. Der genaue Mechanismus ist noch nicht bekannt. Die Knochen setzen bei Vitamin-A-Überschuss offenbar mehr Kalzium frei und die Knochendichte verschlechtert sich. Das kann sich in einem erhöhten Kalziumwert zeigen. Im Zweifel sollten Sie das Präparat einen Tag absetzen und den Retinol- und Kalziumwert untersuchen lassen.

Vitamin A für die Schleimhäute, die Haut und gegen Falten

Auch unsere Schleimhäute und die Haut können Vitamin A direkt aufnehmen. Deshalb ist Vitamin A in manchen Augentropfen, Vaginalzäpfchen, Anti-Falten-Cremes und weiteren Pflegeprodukten enthalten: Es unterstützt die Erneuerung der oberen Hautschicht. Wird zu viel Vitamin A auf die Haut aufgetragen, kann die Haut bei der Erneuerung sogar schuppen und empfindlicher auf die Sonne reagieren. Wer damit noch keine Erfahrung hat, beginnt eine Anwendung im Gesicht besser im Herbst als im Frühling und verwendet die Vitamin-A-Creme auch nicht täglich.

Am stärksten wirkt Retinsäure (Tretinoin), die in Deutschland rezeptpflichtig ist. Kosmetisch Interessierte verwenden für das Gesicht besser Retinaldehyd (Retinal), das erst noch in Retinsäure umgewandelt werden muss. Retinol wird auch oft eingesetzt, hier liegt noch ein weiterer Umwandlungsschritt dazwischen, sodass es milder wirkt. Die in der Creme enthaltene Konzentration des Vitamins spielt aber auch eine große Rolle für die Wirkung. Sie sollte außerdem nicht mit Vitamin-C-haltiger Pflege kombiniert werden, falls Vitamin C als Ascorbinsäure enthalten ist, weil die Säure die Reizung verstärken könnte.

Vitamin A wird aber nicht nur auf der zarten Gesichtshaut eingesetzt: Es eignet sich auch, wenn die Haut am Ellenbogen, am Knie oder den Fersen rau und trocken ist und gute Pflege (z.B. mit Urea = Harnstoff) nicht ausreicht.

Unkompliziert: Betacarotin und andere Carotinoide

Was die Einnahme betrifft, ist Betacarotin im vorbeugenden Einsatz viel unkomplizierter als Vitamin A und deshalb häufiger in Nahrungsergänzungsmitteln enthalten. Auch diesen Wert könnte man im Labor messen lassen. Wirklich notwendig ist das nicht, weil der Körper sinnvoll mit Überschüssen umgehen kann. Raucher sollten aber sicherheitshalber auf Präparate mit hoch dosiertem Betacarotin verzichten, weil das Krebs begünstigen könnte, oder noch besser: Sie könnten mit dem Rauchen aufhören, was nebenbei auch gut für die Augen wäre. Ähnlich sieht es bei sehr hohem Alkoholkonsum aus.

Nimmt jemand regelmäßig hoch dosiertes Betacarotin als Nahrungsergänzung ein, lagert der Körper die Überschüsse in der Haut ab. Dieser Effekt kann bei heller Haut sogar leicht sichtbar sein und wie eine milde Tönung wirken, daher werden Produkte mit Betacarotin teils als Selbstbräuner-Kapseln beworben. Eine Gesamtaufnahme bis zu 15 mg Betacarotin pro Tag gilt jedenfalls als unbedenklich. Ob damit tatsächlich ein schwacher UV-Schutz aufgebaut wird, ist aber fraglich, daher darf damit nicht mehr geworben werden. Mehr als ein Lichtschutzfaktor von etwa 2 bis 3 ist sowieso nicht zu erwarten.

Neben Betacarotin gibt es noch weitere Carotinoide: Lycopin kommt in Tomaten reichlich vor, Lutein in grünem Blattgemüse, und Astaxanthin wird aus der Blutregenalge gewonnen. Der Jodgehalt sollte dabei kein Problem sein, weil es um eine Süßwasseralge und um Extrakte in geringen Mengen geht. Aber Sie können diese Stoffe auch unkompliziert über die Nahrung aufnehmen, wenn Sie buntes Gemüse essen.

Carotinoide reichern sich auch im Gelben Fleck (Makula) des Auges an, wo sie auch blaues Licht filtern blaues Licht und so zur Bewahrung der Sehkraft beitragen.

Einnahme: Auch die fettlöslichen Vitamine A und Betacarotin sowie andere Carotinoide nehmen Sie am besten zu den Mahlzeiten ein.

In der Küche sollte beachtet werden, dass Betacarotin lichtempfindlich ist. Deshalb ist es sinnvoll, die betreffenden Einkäufe im Gemüsefach des Kühlschranks zu lagern. Man sollte Obst und Gemüse außerdem gut kauen, um möglichst viel von den enthaltenen Vitaminen aufzunehmen. Am besten werden die Carotinoide aus gekochter Nahrung aufgenommen.

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